Leverkusen Aktivisten protestieren gegen Fusion von Bayer und Monsanto

In Leverkusen fordern Aktivisten die EU-Kommission auf, den Deal zu stoppen. Die Aktivisten berfüchten ein Machtmonopol von Bayer und Monsanto bei deren Patentgeschäften mit Saatgut.

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Leverkusen. Etwa 40 Aktivisten haben am Mittwoch vor dem Bayer-Hauptsitz in Leverkusen gegen die geplante Fusion des Chemieriesen mit dem amerikanischen Konkurrenten Monsanto protestiert: mit Bannern, Sprechchören und einem Aktionstheater, in dem ein gefräßiger Pac-Man Gemüsesorten verschlang. Im Rahmen der „Wir haben es satt!“-Aktionstour lautete die Forderung der Fusions-Gegner: „Finger weg von unserem Saatgut“.

Dahinter steht die Sorge der Aktivisten, die Sortenvielfalt auf den Feldern könnte mit einem Machtmonopol von Bayer und Monsanto und deren Patentgeschäften reduziert werden. Unterdessen hat auch die EU-Kommission erstmals Bedenken geäußert, die die kartellrechtlichen überschreiten: EU-Kommissarin Margarethe Vestager hatte Ende August erklärt, dass die Übernahme zu höheren Preisen, einer geringeren Qualität, weniger Auswahl und geringerer Innovation führen könnte. Deshalb wurde die Prüffrist der EU-Kommission jetzt bis Januar 2018 verlängert. Eigentlich sollte die Übernahme von Monsanto durch Bayer zum Rekordpreis von 66 Milliarden Dollar bis Ende 2017 erfolgen.

Die EU hat jedoch bereits zwei Fusionen von Großkonzernen im Agrarsektor durchgewunken: Dow Chemical gehört jetzt zu Dupont, die Schweizer Syngenta zu Chemchina. Wenn die Bayer-Monsanto-Fusion von allen nationalen und internationalen Gremien zugelassen wird, verfügen drei Konzerne über 60 Prozent des Saatguts weltweit.

„Wenn Bayer und Monsanto fusionieren, haben wir eine Marktkonzentration erreicht, die Wettbewerb nicht mehr zulässt. Für uns Bauern bedeutet das höhere Preise und Einschränkungen bei der Saatgutvielfalt“, sagt Bernd Schmitz. Der Bauer aus Hennef ist Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Er befürchtet, dass der Agrar-Riese immer mehr Sorten patentieren lassen könnte.

Der Deutsche Bauernverband distanziert sich von der „Dämonisierung, die der AbL betreibt“, sagt Generalsekretär Bernhard Krüsken. Wichtig sei aber, dass der Wettbewerb weiterhin stattfinde und dass Monsanto das umstrittene, stark bindende Geschäftsmodell, das das Unternehmen mit den Bauern in Nord- und Südamerika betreibt, hier nicht fortsetzt.

Sarah Schneider, Landwirtschaftsreferentin beim Hilfswerk Misereor, erklärte: „Im globalen Süden sind die negativen Folgen der Geschäftspraktiken dieser Konzerne schon zu spüren: Kleinbauern verschulden sich, verlieren ihr Land und erkranken an Pestiziden.“

Bayer gibt sich zuversichtlich, was die Übernahme anbelangt. „Die Produktportfolios der beiden Unternehmen unterscheiden sich doch stark. Bayer hat den Fokus auf Chemie, Monsanto auf Saatgut. Da, wo es Überschneidungen gibt, werden wir gemeinsam mit den Wettbewerbsbehörden prüfen, ob wir Unternehmensteile abstoßen“, sagte ein Bayer-Sprecher. Kartellbehörden in über 30 Ländern entscheiden über die Fusion.