Frau Cousteau, Sie setzen das Erbe Ihres berühmten Großvaters auf Ihre Weise fort...
Nachhaltigskeitspreis Alexandra Cousteau: „Für die Rettung der Ozeane ist es noch nicht zu spät“
Düsseldorf · Umweltaktivistin Alexandra Cousteau kämpft für den Erhalt der Weltmeere. In Düsseldorf verlieh sie jetzt einen Sonderpreis für Nachhaltigkeit.
. Wenn es um Nachhaltigkeit geht, ist die Kluft zwischen Reden und Handeln mitunter groß. Der „Deutsche Nachhaltigkeitspreis“ will Personen, Unternehmen und Städte würdigen, die wirklich etwas bewegen. Spitzenleistungen der Nachhaltigkeit in Wirtschaft, Kommunen und Forschung werden seit 2008 ein Mal im Jahr in Düsseldorf ausgezeichnet – so wie am Freitagabend im Maritim-Hotel. Alexandra Cousteau überreichte bei der Gala den Sonderpreis in der Kategorie „Verpackung“. Wir sprachen mit der Umweltaktivistin und Enkelin des Meeresforschers Jacques Cousteau.
Cousteau: Nun ja, die Leidenschaft zur Natur liegt in der Familie. Aber als mein Großvater anfing, die Weltmeere in den 50er Jahren zu erkunden, schien der Reichtum der Meere nahezu unerschöpflich. Es waren nährstoffreiche, funktionierende Ökosysteme. Die Menschen, die die Filme meines Großvaters sahen, verliebten sich in diese Ozeane. In den 60er Jahren bemerkte mein Vater Philippe Veränderungen, setzte sich für den Schutz der Weltmeere und deren Artenvielfalt ein. Rund 50 bis 60 Jahre später haben wir die Hälfte der biologischen Produktivität der Ozeane verloren. 50 Prozent des blauen Kapitals. Nur noch 13 Prozent der Weltmeere sind unberührt.
Welche Gründe hat das?
Cousteau: Aufgrund vieler Dinge: Plastik, Überfischung, Verschmutzung, Sauerstoffentzug, Klimaveränderungen. Es hängt alles zusammen. Der Ozean ist nicht unendlich.
Was müssen wir tun?
Cousteau: Ich denke, die größte Herausforderung besteht jetzt darin, eine Vision für unsere Zukunft zu umreißen. Die Perspektive verändern, um das wiederherzustellen, was wir verloren haben. Die nächsten zehn Jahre sind extrem wichtig. Wir können es schaffen, unsere Ozeane wieder sauber zu bekommen. Die Dringlichkeit hat sich verstärkt.
Den Plastikmüll in unseren Gewässern zu entfernen, ist eine gigantische Herausforderung.
Cousteau: Absolut. Acht Millionen Tonnen Plastik gelangen jedes Jahr in die Ozeane. Doch es gibt Fortschritte. Unternehmen und viele Menschen engagieren sich, denken um. Das Thema ist in den vergangenen zwei Jahren stark in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Plastik verrottet nicht. Es macht einfach keinen Sinn, etwas für die Ewigkeit zu produzieren, was nur 30 Sekunden benutzt wird. Einwegplastik gehört daher abgeschafft. Aber wir müssen mit dem gleichen Engagement etwas gegen Verschmutzung und Überfischung tun.
Sie setzen sich auch dafür ein, Fische viel verantwortungsvoller zu konsumieren. Sie selbst essen keinen Fisch.
Cousteau: Schifffahrt und Fischfang tragen einen großen Teil zur Meeresverschmutzung bei. Es muss mehr Schutzgebiete geben, die Fischbestände müssen weltweit stärker geschont werden. Bei einem Teil der Fische stimmt die im Handel angegebene Fischart mit dem genetischen Barcode nicht überein. Wir müssen uns um mehr nachhaltige Fischerei bemühen.
Fridays-For-Future-Gründerin Greta Thunberg ist am Abend in Abwesenheit mit dem Nachhaltigkeitspreis geehrt worden. Was halten Sie von ihr?
Cousteau: Sie ist großartig. Sie hat diese Super-Power und diese direkte Art, sich für die Sache einzusetzen. Sie hat Menschen animiert, Stellung zu beziehen. Atemberaubend – für eine 16-Jährige. Wir brauchen ihre Stimme.