Andrea Sawatzki: „Ich liebe ältere Gesichter“

Interview: Andrea Sawatzki spricht über den Abschied vom „Tatort“, die Serie „Klimawechsel“ und die ersten Fältchen.

Düsseldorf. Frau Sawatzki, die Serie "Klimawechsel" dreht sich um die Wechseljahre und ist teilweise ganz schön derb. Werden die Tabubrüche nicht auch manch einen Zuschauer verärgern?

Sawatzki: Das wird sicher so sein. Ich finde es dennoch schöner, wenn sich die Leute die Köpfe heiß reden, als wenn sie sagen: Gestern habe ich wieder irgendeinen Film gesehen.

Sawatzki: Das angekündigte Ende des "Tatorts" und die Rolle der Désirée kamen zeitgleich. Das war für mich ein Zeichen, dass jetzt die Zeit gekommen ist, den Zuschauer auch mal zum Lachen zu bringen. Viele meiner künftigen Rollen sind komödiantisch. Einige dieser Angebote wären nicht gekommen, wenn ich den "Tatort" noch weiter spielen würde. Ich liebe die Rolle der Kommissarin, aber sie hat mich oft auch eingeschränkt.

Sawatzki: Nein, als ich den Namen Doris Dörrie gelesen habe, war für mich sofort klar, dass ich zusage. Erst später habe ich gelesen, dass es um die Wechseljahre geht. Das Thema fand ich ungeheuer spannend. Es war höchste Zeit, mal eine Serie für Frauen zu machen, die auf die 50 oder 60 zugehen.

Sawatzki: Sie soll natürlich betroffene Frauen bestärken - aber auch Männer vor den Fernseher locken. Vor allem die, die in dieser Lebensphase oft nicht so viel Verständnis für ihre Frauen aufbringen können. Ich glaube, es wäre für manche Männer hilfreich, das Problem zusammen mit ihren Frauen von der humorvollen Seite zu betrachten.

Sawatzki: Wir haben gemeinsam in einer Nacht alle sechs Folgen angesehen. Gegen eins waren wir erst bei Folge drei gelandet. Aber er fand es so lustig und musste unbedingt weiter schauen. Also haben wir die Nacht durchgemacht. Mein Mann gehört allerdings auch zu den moderneren, jung gebliebenen Männern.

Sawatzki: Nein. Ich befinde mich in der Mitte des Lebens und finde das Alter sehr angenehm. Da können mich auch nicht kommende Wechseljahr-Beschwerden schrecken. In der Serie ist das ja auch alles sehr überspitzt dargestellt.

Sawatzki: Im fortgeschrittenen Alter kommt es nicht mehr nur darauf an, gut auszusehen. Ab 40 muss man sich Gedanken machen, was man erlebt hat, was man gelernt hat, und wie man das für sich nutzen kann. Man muss etwas finden, das einen tief im Inneren bewegt. Sonst stürzt man wahrscheinlich in eine Krise.

Sawatzki: Ich liebe ältere Gesichter. Für mich ist jeder ältere Mensch schön, der ein lebendiges Gesicht hat, aus dem ein ganzes Leben zu mir spricht. Und bei mir als Schauspielerin wäre es sowieso ein Fehler, die Falten wegzuspritzen, weil sie ja eine Art Handwerkszeug sind. Ich freue mich jetzt schon auf die Rollen, die ich mit 60 spielen werde, und dafür brauche ich das Gesicht einer 60-Jährigen. Ich tue weder mir noch meinen Zuschauern einen Gefallen, wenn ich dann aussehe wie 40, weil sie mir meine Rolle dann nicht glauben. Das Aussehen muss ein Spiegel der Seele sein.