Andreas Gurskys Wimmelbilder in Kopenhagen

Humlebæk/Kopenhagen (dpa) - Riesige Bilderwände, vor denen Betrachter hochkonzentriert aus allernächster Nähe kleine, aber offenbar wichtigste Details erkunden: Die Fotos von Andreas Gursky locken viele Besucher in Dänemarks berühmtestes und schönstes Kunstmuseum Louisiana zu dieser Art der Betrachtung.

Vier Monate sind hier in Humlebæk nördlich von Kopenhagen 40 der extrem großformatigen Gursky-Bilder zu sehen, die dem Kunstprofessor in Düsseldorf Weltruhm gebracht haben. Viele schon fast ikonenhaft berühmt gewordenen Gursky-Werke sind versammelt: „F1 Pit Stop I“, das mit Hell-Dunkel-Effekten fast wie bei Rembrandt hektisch arbeitende Formel-Eins-Techniker zeigt; die kunstvoll manipulierten Massen-Fotografien von einem Madonna-Konzert und einer Menschen-Parade in Nordkorea.

Fast wie eine Programmerklärung hängt schon am Eingang das dreieinhalb Meter breite und knapp zwei Meter hohe „Rhein II“: Eine betont kühle, streng geometrisch durcharrangierte, durch Computermanipulation nackt gemachte Flusslandschaft, die im vergangenen November in New York für 4,4 Millionen Dollar (3,4 Millionen Euro) versteigert wurde. Weltrekord für ein Foto, hieß es dazu.

Dabei ist dieses Bild aus dem Jahr 1999 weder so raffiniert zurechtmanipuliert noch aus so atemberaubenden Vogelperspektiven aufgenommen wie spätere Werke. Übers Eck zusammenhängen ließ der Louisiana-Chef und Ausstellungskurator Poul Erik Tøjner zwei Wimmelbilder aus total unterschiedlichen Welten: Auf einem Bild unzählige vietnamesische Korbflechter in „Nha Trang“ und als direkte Nachbarn die Börsen-Dealer in „Chicago Board of Trade III“.

Gerade hier stehen die Betrachter und machen tatsächlich die drei Phasen durch, wie sie Tøjner im Ausstellungskatalog für Gursky diagnostiziert hat: Erst sei man gefangen vom Ganzen („All-over“), dann entschlüssele man das Bildmuster, um dann zur dritten Stufe zu gelangen: „Von der Konfrontation des suchenden Blicks, der jetzt ganz nahe dran ist, nahe an der Summe seiner Singularität“.

Gurskys kühler, oft auch unbarmherziger, aber immer zum Fragen animierender Bilder-Blick funktioniert in der eigentlich heimeligen Atmosphäre des Kunstmuseums Louisiana am Öresund. Zur Eröffnung der Ausstellung fragten dänische Journalisten den Künstler auch zu den Weltrekord-Erlösen für seine Fotos. „Man gewöhnt sich dran“, notierte „Politiken“ die knappe Antwort.

Gesprächiger reagierte Gursky auf die Frage nach seinem Grundantrieb: Ihn fasziniere, dass die vielen Menschen auf seinen Bildern auf Muster schauten, ohne darin einen Sinn zu finden. Aber sie suchten weiter: „Es geht wohl darum, Sinn zu finden.“ Die Ausstellung ist bis zum 13. Mai geöffnet.