Prozess in Stuttgart Angeklagte gestehen Angriff auf Kevin Großkreutz
Stuttgart (dpa) - Der Prozess um eine nächtliche Prügelattacke auf Fußballprofi Kevin Großkreutz (29) begann am Dienstag in Stuttgart mit einem Geständnis der Angeklagten - aber ohne den Weltmeister von 2014.
Ja, erklärten die Verteidiger der 17 und 18 Jahre alten Angeklagten am Amtsgericht Stuttgart, ihre Mandanten hätten in der Nacht zum 28. Februar in Stuttgart Großkreutz ins Gesicht geschlagen und den am Boden liegenden Fußballprofi an den Kopf getreten. Großkreutz kam wider Erwarten nicht als Zeuge nach Stuttgart, aus gesundheitlichen Gründen, wie das Gericht erklärte. Er soll nun am 5. Oktober gehört werden.
Damals sei eine kleinere Rangelei von zwei Gruppen - unweit des Stuttgarter Rotlichtviertels - eskaliert, erinnerten sich die Angeklagten laut ihrer Verteidiger. Beide räumten ein, alkoholisiert gewesen zu sein. Eigentlich sei alles schon vorbei gewesen, da sei Großkreutz „wild gestikulierend und schreiend“ auf sie losgestürmt, ließ der 18-Jährige erklären. Beleidigungen wie „Du Hurensohn“ seien gefallen, berichtete ein Zeuge aus der Gruppe der Angeklagten. Der 18 Jahre alte Angeklagte ließ erklären, daraufhin habe er dem Profi ins Gesicht geschlagen. Großkreutz ging zu Boden. Der zweite Angeklagte ließ einräumen, Großkreutz dort an den Kopf getreten zu haben.
Beide müssen sich in den nächsten Wochen wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Großkreutz war laut Staatsanwaltschaft bewusstlos und musste sich mit einer Kopfverletzung im Krankenhaus behandeln lassen. Die Schlägerei veranlasste den damaligen Zweitligisten VfB Stuttgart, sich von Großkreutz zu trennen - vor allem weil er an jenem Abend mit Jugendspielern des VfB unterwegs war und Vorbild sein müsse. Der Club löste den Vertrag mit dem Rechtsverteidiger damals Anfang März mit sofortiger Wirkung auf. Mittlerweile spielt er beim Bundesliga-Absteiger SV Darmstadt 98.
Mit Tränen in den Augen hatte sich Großkreutz damals vom VfB verabschiedet. „Ich habe einen Fehler gemacht, der mir sehr leid tut“, sagte er. Seine offene Art hatte den Weltmeister nach seinem Wechsel zum VfB rasch auch im Schwäbischen zum Publikumsliebling werden lassen. Man verzieh ihm, dass er die hohen Erwartungen vielleicht nicht immer erfüllte. „Ich habe mich mit dem Verein identifiziert. Trotzdem ist es jetzt so gekommen. Ich kann mich dafür nur entschuldigen.“
Ob er doch noch im Prozess aussagen wird, ist unklar. Die beiden Verteidiger sagten, durch die Geständnisse sei das im Grund nicht mehr nötig.