Terrorverdacht Angriff auf Soldaten im Pariser Flughafen Orly weckt erneut Terrorangst

Angreifer erschossen - Anti-Terror-Behörden ermitteln

Der französische Innenminister Bruno Le Roux (Mitte links) und der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian (Mitte rechts) beantworte Fragen von Journalisten vor dem Flughafen Orly in Paris.

Foto: Kamil Zihnioglu

Paris. Ein Angriff auf Soldaten im Pariser Flughafen Orly hat Frankreich erneut in Terrorangst versetzt: Ein Mann versuchte am Samstag einer patrouillierenden Soldatin die Waffe zu entreißen und wurde erschossen, wie das Innenministerium mitteilte. Der Angreifer, ein polizeibekannter 39-jähriger Franzose, hatte demnach zuvor im Norden der französischen Hauptstadt mit einer Schrotpistole auf Polizisten gefeuert und einen Beamten leicht verletzt. Der Angriff im Süd-Terminal von Orly ereignete sich gegen halb neun Uhr morgens. Der Mann griff nach Angaben des Innenministeriums Soldaten an, die im Rahmen der Anti-Terror-Mission "Sentinelle" patrouillierten. Er versuchte demnach, einer Soldatin ihr Sturmgewehr zu entreißen, rannte dann in ein Geschäft und wurde von einem anderen Soldaten erschossen. Ansonsten kam niemand zu Schaden. Sprengstoffexperten der Polizei waren im Einsatz, sie fanden jedoch keinen Sprengstoff. Ein Augenzeuge berichtete, der Angreifer habe die Soldaten "als Geisel" genommen. "Er hat sie am Genick gehalten und bedrohte die beiden anderen Soldaten mit dem Gewehr der Frau."

Nach der Attacke wurde der Süd-Terminal von Orly komplett geräumt. Die Passagiere im West-Terminal durften das Gebäude zunächst nicht verlassen. Betroffen waren tausende Passagiere. Der Flugverkehr in Orly wurde zunächst ausgesetzt. Eine Reihe von Flügen wurde zu dem im Norden von Paris gelegenen Flughafen Charles-de-Gaulle umgeleitet. Am Mittag öffnete der West-Terminal von Orly wieder.

Zum Motiv des Angreifers lagen zunächst keine Angaben vor. Die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft zog aber die Ermittlungen an sich. Polizeiangaben zufolge war der 39-Jährige wegen Straftaten wie bewaffnetem Raubüberfall und Drogenhandel mehrfach vorbestraft und wurde von der Kriminalpolizei gesucht. 2015 stand er zudem unter Radikalisierungsverdacht. Eine Wohnungsdurchsuchung habe damals aber nichts ergeben, verlautete aus den Polizeikreisen. Der Vater und der Bruder des Mannes wurden festgenommen, wie es in solchen Fällen üblich ist. Seine Wohnung im nördlichen Pariser Vorort Garges-lès-Gonesse wurde durchsucht.

Vor dem Angriff in Orly war der 39-Jährige laut Innenminister Bruno Le Roux gegen sieben Uhr in Garges-lès-Gonesse nahe Stains von der Polizei kontrolliert worden. Er eröffnete mit einer Schrotpistole das Feuer, verletzte einen Beamten leicht am Kopf und konnte dann fliehen. Anschließend soll er im nahe des Flughafens von Orly gelegenen Vitry-sur-Seine ein Auto geraubt und außerdem Gäste in einer Bar bedroht haben. Frankreichs Staatschef François Hollande würdigte am Samstag den "Mut und die Schlagkraft" der Polizisten und Soldaten. Bei dem Angreifer habe es sich um einen "besonders gefährlichen" Mann gehandelt.

Die Attacke von Orly weckt Erinnerungen an einen Angriff auf Soldaten nahe des Pariser Louvre-Museums vor eineinhalb Monaten. Ein mit zwei Macheten bewaffneter Ägypter griff Anfang Februar eine Soldatenpatrouille an und schrie dabei "Allahu Akbar" (Gott ist groß). Einer der angegriffenen Soldaten eröffnete mit seinem Sturmgewehr das Feuer auf den Mann und verletzte ihn schwer. Frankreich wurde seit Anfang 2015 von einer Reihe islamistischer Anschläge getroffen. Bei einer Anschlagsserie in Paris wurden am 13. November 2015 insgesamt 130 Menschen getötet. Seither gilt in ganz Frankreich der Ausnahmezustand. Am 23. April und 7. Mai finden in Frankreich Präsidentschaftswahlen statt - auch deshalb gilt im Land erhöhte Alarmbereitschaft. afp