Soldaten erschießen Angreifer Terrorverdacht in Marseille: Angreifer tötet zwei Frauen

Marseille (dpa) - Nach einer tödlichen Messer-Attacke am wichtigsten Bahnhof von Marseille untersuchen Ermittler, ob es sich um einen Terroranschlag handelte. Der Angreifer tötete zwei Frauen, bevor er von Soldaten erschossen wurde.

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„Diese Tat könnte terroristischer Natur sein, aber derzeit können wir das nicht bestätigen“, sagte Innenminister Gérard Collomb bei einem Besuch am Tatort.

Er bestätigte, dass es Zeugenaussagen gibt, wonach der Mann bei seiner Attacke auf dem Bahnhofsvorplatz „Gott ist groß“ auf Arabisch gerufen habe. Die für Terrorfälle im ganzen Land zuständige Pariser Staatsanwaltschaft zog die Ermittlungen an sich. „Für mich ist das ein Anschlag“, sagte der Bürgermeister von Marseille, Jean-Claude Gaudin.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron äußerte sich auf Twitter „tief empört über diesen barbarischen Akt“ und lobte die Reaktion der Sicherheitskräfte. „Wir lassen in der Wachsamkeit nicht nach“, schrieb Premierminister Edouard Philippe. Das Land war in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel islamistischer Anschläge.

Aus Polizeikreisen hieß es, dass Soldaten der Anti-Terror-Operation Sentinelle am Bahnhof Saint-Charles gegen 13.45 Uhr das Feuer auf den Mann eröffneten. Im Rahmen dieses Einsatzes patrouillieren seit dem Anschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ Militärs in französischen Städten - auch an zahlreichen Bahnhöfen.

Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung wegen Mordes in Verbindung mit einem terroristischen Vorhaben und versuchten Mordes an Amtspersonen ein. Innenminister Collomb sagte, es gebe nach Sichtung von Videoaufnahmen ein Fragezeichen zum Vorgehen des Mannes: Dieser habe nämlich zunächst ein erstes Opfer getötet und sei dann weggerannt, bevor er kehrt machte und eine weitere Frau angriff. Nach Angaben der französischen Nachrichtenagentur AFP war der Mann wohl polizeibekannt, aber nicht im Zusammenhang mit Terrorismus. Die Identität werde aber noch überprüft, hieß es unter Berufung auf Ermittlerkreise.

„Ich habe Schüsse gehört weniger als eine Minute, nachdem ich die Attacke beobachtet habe“, sagte eine Augenzeugin dem Sender Franceinfo. „Die Intervention war extrem schnell.“ Eine weitere Frau erzählte, dass sie gesehen habe, wie der Mann eins seiner Opfer von hinten am Hals angriff. „Sie hat nichts gesehen.“ Ein Mitarbeiter des französischen Bahnkonzerns SNCF sagte der Zeitung „La Provence“, dass Menschen nach der Attacke panisch weggerannt seien.

Einsatzkräfte riegelten den üblicherweise stark frequentierten Bahnhof Saint-Charles ab, von wo auch TGV-Hochgeschwindigkeitszüge nach Paris abfahren. Der Zugverkehr wurde eingestellt und lief erst am Abend langsam wieder an.

Seit Anfang 2015 wurden bei islamistischen Anschlägen in Frankreich 239 Menschen ermordet - die Attacke vom Sonntag nicht mitgerechnet. Mehrfach kam es auch schon zu Angriffen mit Hieb- oder Stichwaffen. Im Land gilt seit der Pariser Terrornacht vom 13. November 2015 der Ausnahmezustand. Das Parlament berät derzeit über eine weitere Verschärfung der Sicherheitsgesetze, die es ermöglichen soll, den Ausnahmezustand Anfang November auslaufen zu lassen.