Rätselhafte Schallangriffe USA ziehen Diplomaten aus Kuba ab

Washington/Havanna (dpa) - Nach mysteriösen Erkrankungen amerikanischer Diplomaten in Kuba zieht die US-Regierung mehr als die Hälfte ihres Botschaftspersonals von der Insel ab. Die Botschaft in Havanna solle offen bleiben, allerdings nur noch im Notbetrieb arbeiten.

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„Bis die Regierung von Kuba die Sicherheit unserer Diplomaten zusichern kann, wird unsere Botschaft nur mit Notbesetzung gefahren, um die Zahl der Diplomaten, die Gesundheitsrisiken ausgesetzt sind, zu minimieren“, schrieb US-Außenminister Rex Tillerson in einem Statement. Er riet US-Bürgern gleichzeitig vor Reisen nach Kuba ab.

Die kubanische Regierung wies die Entscheidung der USA als „überstürzt“ zurück. „Wir stellen fest, dass die Entscheidung (...) überstürzt ist und die bilateralen Beziehungen beeinflussen wird“, sagte die im Außenministerium für die US-Beziehungen zuständige Direktorin Josefina Vidal am Freitag.

Die Regierung in Washington reagierte mit dem Rückzug auf Erkrankungen mehrerer Botschaftsmitarbeiter an den Ohren, hinter denen sie gezielte Angriffe vermutet. Die Beziehungen beider Länder hatten sich dadurch wieder verschlechtert. Tillerson hatte zunächst sogar mit der Schließung der diplomatischen Vertretung gedroht, die erst 2015 wiedereröffnet worden war.

Tillerson räumte aber Freitag aber auch ein, die USA hätten keine Erkenntnisse über die Ursachen und die Urheber für die Ohrenerkrankungen ihrer Botschaftsmitarbeiter. Umfangreiche Untersuchungen und Ermittlungen hätten keine verlässlichen Ergebnisse gebracht. Vermutungen gehen dahin, dass sie absichtlich Schall ausgesetzt waren. Die kubanische Regierung bestritt, etwas mit den Vorfällen zu tun zu haben.

Nach Darstellung des US-Außenministeriums wurden die ersten Fälle Ende 2016 bekannt. Mindestens 21 Menschen erkrankten demnach. Einige der Betroffenen hätten dauerhaft ihr Gehör verloren, erklärte ein Vertreter des Außenministeriums am Freitag. Andere Symptome seien Tinnitus, Kopfschmerzen, Schwindel und Schlafstörungen gewesen.

Die USA und Kuba hatten sich in den vergangenen Jahren eigentlich wieder angenähert. Unter Trumps Vorgänger Barack Obama leiteten beide Regierungen eine Wende in ihrem jahrzehntelang zerrütteten Verhältnis ein. Im Sommer 2015 nahmen sie wieder diplomatische Beziehungen auf.

Trump aber hatte die Politik Obamas immer wieder kritisiert. Im Juni schränkte er die Reisevorschriften für US-Bürger für den Inselstaat wieder ein. Die sozialistische Führung in Havanna bezeichnete er als „brutales Regime“.

Die kubanische Regierung warnte daraufhin vor einem Rückfall in die Zeiten des Kalten Krieges. Außenminister Bruno Rodriguez erklärte in der vergangenen Woche in einer Rede vor den Vereinten Nationen, Trump fehle jegliche moralische Autorität.