Anklage nach Doppelmord vom Heiligabend in Gütersloh

Auf den ersten Blick ist es ein Doppelmord für 1100 Euro. Möglich aber auch, dass es um ein beträchtliches Erbe ging. Gegen einen 29-Jährigen wurde jetzt Anklage erhoben, gegen mögliche Auftraggeber wird ermittelt.

Symbolbild

Symbolbild

Foto: dpa

Güterloh (dpa). Im Fall des aufsehenerregenden Doppelmords vom Heiligabend in Gütersloh hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Sie beschuldigt einen 29-Jährigen aus Verl, eine 74-jährige Ärztin und deren drei Jahre älteren Bruder aus Habgier erstochen zu haben. Auch der Hund der Familie wurde damals getötet. Der Mann bestreitet die Tat, soll diese aber einem Mithäftling gestanden haben.

Zugleich wird weiterhin gegen die Tochter der Ärztin und deren Lebensgefährten ermittelt, wie die Staatsanwaltschaft am Montag mitteilte. Die beiden und der Angeschuldigte kennen sich. Die Ermittler schließen nicht aus, dass die Tat mit dem Ziel in Auftrag gegeben wurde, an das Erbe zu gelangen. Bei dem Erbe, das die Tochter inzwischen angetreten habe, handle es sich um einen hohen sechsstelligen Betrag und eine Immobilie in einer der Top-Lagen von Gütersloh, hieß es.

Aussagen von Mithäftlingen seien oft problematisch, betonte die Staatsanwaltschaft. So könnten sie versuchen, mit erfundenen Aussagen Hafterleichterungen zu erlangen. Der Häftling habe Details der Tat genannt, die aber theoretisch auch aus den Akten stammen könnten.

Er habe aber auch eine Zeichnung mit Text vorgelegt, die dem Mann aus Verl zugerechnet werden könnten. Darin wird ein Erddepot unweit des Ortes beschrieben. Das sei dann auch gefunden worden. Dort waren in einem Marmeladenglas 1100 Euro. An dem Geld waren DNA-Spuren des 29-Jährigen. Das Geld stamme nach Aussage des Angeschuldigten aus dem Überfall, behauptet der Mithäftling, der mittlerweile auf freiem Fuß ist.

Der 29-Jährige hatte einem Tagebuch des getöteten 77-Jährigen zufolge mehrmals kleine Arbeiten in dem Haus der späteren Opfer verrichtet. Er war dort mehrmals zum Essen eingeladen gewesen und stand auch in der Patientendatei der Ärztin. An einer Weinflasche und einem Wasserglas im Tathaus wurden seine DNA und Fingerabdrücke gefunden. Zudem gab es seine DNA-Spur unter einem Fingernagel der getöteten Frau.

Eine Spur, die die Ermittler bislang schwer einordnen können, ist, dass sich sowohl auf dem Computer des 29-Jährigen als auch auf dem des Lebensgefährten der Tochter ein Buch mit dem Titel „Techniken des lautlosen Tötens“ befand. Die Tatwaffen, wahrscheinlich zwei Messer, sind nach wie vor verschwunden.