Jahrelanger Nachbarschaftsstreit vor Blutbad in Bielefeld

Es war ein schöner Sonntagmorgen, das ältere Paar wollte in den Urlaub fahren und belud das Auto. Dann brach das Inferno über sie herein. Am Ende waren drei Menschen tot. Das Motiv könnte eine Lappalie sein.

Die Leiche des Täters wird vor einem Mehrfamilienhaus abtransportiert.

Foto: Christan Mathiesen

Bielefeld (dpa). Dem Blutbad in Bielefeld mit drei Toten ist nach Angaben der Polizei ein jahrelanger Nachbarschaftsstreit vorausgegangen. Die Auseinandersetzungen könnten jetzt eskaliert sein, teilten die Ermittler am Montag mit. Ein 75 Jahre alter Sportschütze hatte am Sonntag eine 74 Jahre alte Frau und deren 83 Jahre alten Lebensgefährten mit mehreren Schüssen in den Kopf getötet und später sich selbst das Leben genommen.

Bereits im Jahr 2011 hatte der Schütze nach Polizeiangaben die 74-Jährige angezeigt. Er warf ihr vor, die Reifen seines Motorrollers zerstochen zu haben. „Der Streit schwelte wohl schon etwas länger“, sagte eine Polizeisprecherin.

Nachbarschaftsstreit? Drei Tote bei Blutbad in Bielefeld
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Der 83-Jährige und dessen Freundin beluden an diesem Sonntagmorgen gegen 6.45 Uhr das Auto, sie wollten in den Urlaub fahren. Die Frau wohnt in dem Mehrfamilienhaus, der Lebensgefährte ist oft dort. Plötzlich zerreißen Schüsse die Stille.

Eine Augenzeugin berichtet dem „Westfalen-Blatt“, der 75-jährige Sportschütze habe die beiden niedergestreckt und auch weitergeschossen, als die schon am Boden lagen. Dann sei er in das Haus gegangen, sei erneut nach draußen gekommen und habe weitergeschossen. „Der war eiskalt“, wird die Anwohnerin zitiert.

Die Polizei will am Tag danach diese Beschreibung nicht bestätigen. Es seien aber mehrere Schüsse aus einer großkalibrigen Pistole auf die Köpfe der Opfer abgefeuert worden. Ob es nun 12, 13 oder 15 waren soll eine Obduktion klären.

Stundenlang belagerte das Spezialeinsatzkommando am Sonntag das Haus. Erst wurde die Wohnung des 75-Jährigen gestürmt. Sie war leer. Die Ehefrau des Schützen ist im Urlaub. Allerdings sind dort mehrere Waffen gelagert.

Der Angriff auf den Keller, wo der Mann nun vermutet wurde, wird besonders sorgfältig vorbereitet. Wer Sportschütze sei, könne auch Sprengstoff haben, sagte eine Polizeisprecherin zur Begründung.

Im Keller finden die Beamten nur die Leiche des Mannes, Kopfschuss. Kein Sprengstoff, kein Abschiedsbrief, keine Erklärung. Jetzt rätselt die Mordkommission „Keller“ über das Motiv. Es könnten wiederholte Streitigkeiten gewesen sein, heißt es. Die Strafanzeige verlief damals übrigens im Sand. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden die Ermittlungen gegen die Frau mangels Tatverdachts eingestellt.