Applaus im Urlaubsflieger — muss das wirklich sein?

Die einen loben den Piloten. Die anderen sind erleichtert, überlebt zu haben. Und der Rest ist einfach genervt.

Malaga. Der Pilot leitet die Landung in Malaga ein. Die Maschine setzt sanft auf. Applaus brandet auf. Die meisten Passagiere der Chartermaschine machen mit. Aber warum? Chef-Stewardess Christine Berger-Danzinger von der Fluggesellschaft Condor kennt das Phänomen nur zu gut. Vor allem, wenn es zu den Urlaubszielen auf den Balearen oder Kanaren gehe, breche bei der Landung Jubel aus. Für manche sei Fliegen eben ein Erlebnis. Wenn geklatscht werde, wisse das Team, dass es einen guten Job gemacht habe.

Manch einem geht das Klatschen gewaltig auf die Nerven. „Ich klatsche doch auch nicht für den Busfahrer“, beschwert sich ein Passagier nach der Landung in Malaga. Das könne man nicht miteinander vergleichen, findet Lufthansa-Flugkapitän Jörg Handwerg. „Eine gute Landung zu machen, ist anspruchsvoll.“ Und: „Im Theater klatscht man ja auch.“

Dabei kann er den Applaus im Cockpit nicht einmal hören. Nach einer Landung sind die Piloten hochkonzentriert — schließlich müssen sie das Flugzeug noch in die Parkposition bringen, wie Stewardess Berger-Danzinger erklärt. Das Team sage den Piloten aber Bescheid, wenn es viel Applaus gegeben habe. „Die freuen sich dann auch.“

Beim Beifall im Flieger gehe es aber eigentlich gar nicht um die Piloten oder das Team, sagt Angstforscher Borwin Bandelow, Professor an der Universität Göttingen. Das Klatschen sei Ausdruck der Erleichterung, eine Gefahr überlebt zu haben. Und warum wird dann in der Business-Class nie geklatscht? Dort säßen zumeist Vielflieger, erklärt Bandelow, und die hätten ihrem Gehirn beigebracht, dass kein Grund zur Panik bestehe.