Athleten und Ästheten: Männermode 2015
Berlin (dpa) - Was kommt nach dem Sneaker? Noch mehr Sneaker. Dazu Kapuzenpullis, Träger-Shirts und Jeanshemden. In der Männermode geht es 2015 also lässig zu. Neben der sportlichen Lockerheit gibt es aber auch viel Verspieltes.
In Mailands berühmtem Modeviertel Quadrilatero d'oro della moda bricht im Januar 2015 eine neue Ära an. Denn dann trägt die Via Gesù den Namen Via dell'uomo - also eine „Männerstraße“. Aus der eher zufällig entstandenen Aneinanderreihung hochwertiger Herrenausstatter wird somit ein klares Bekenntnis.
Dass Männer das schwache Geschlecht der Mode sind, diese Zeiten sind nämlich vorbei. Ihr wachsendes Stilbewusstsein erfreut die gesamte Branche. Nobelmarken wie Prada, aber auch preisbewusste Filialisten wie Mango eröffnen immer mehr reine Männergeschäfte.
Doch können all die schmucken Einkaufstempel nicht darüber hinwegtäuschen, dass 2015 nicht das Jahr der großen Moderevolutionen sein wird. Den Mann erwartet in erster Linie viel Vertrautes: eine dynamische Sportswear und eine jung interpretierte Klassik.
Sporttypen: Am offensichtlichsten zeigt sich dieser Trend am Fuß. Denn am Sneaker führt auch im Jahr 2015 kein Weg vorbei. Den stadttauglichen Sportschuh gibt es in einer Farbskala von schlichtem Weiß bis zum bunten Mustermix. Neue Kaufreize sollen Slipper-Varianten setzen. Dazu wird weiteres Equipment aus den Turnhallen geholt: Jogginghosen, Schlupfblousons oder Anoraks. Aus solchen Elementen können dynamische Outfits entstehen oder aber smarte Kombinationen, wie zum Beispiel bei Emporio Armani.
Muskelmänner: Wer im Fitnessstudio seinen Körperbau optimiert, möchte das Ergebnis auch gern der Öffentlichkeit präsentieren. Und so legen im Frühjahr/Sommer 2015 in vielen Kollektionen Träger-Shirts den Bizeps frei. Noch einen Schritt weiter geht das französische Modehaus Givenchy und bietet ärmellose Jacken und Mäntel an. Beim italienischen Label Iceberg lassen die Kapuzenpullis den Arm unbedeckt. Und wer nicht mit Muskeln beeindrucken kann, zieht einfach eine Kleidungsschicht darunter. Vorschlag von Dior Homme: zuerst das Oberhemd, darüber ein Träger-Top.
Junge Klassiker: Die klassischen Elemente der Herrengarderobe werden neu aufgelegt und mit raffinierten Details von ihrer Spießigkeit befreit. So akzentuiert Prada dunkle Mäntel, Blousons oder V-Ausschnitt-Pullis mit weißen Kontrastnähten oder kombiniert Zopfpullover zum gestreiften Hemd. Ermenegildo Zegna hingegen zeigt unter anderem Anzug-Kombinationen in Gewürzfarben und bindet schmale Schals zum Polohemd mit langgezogener Knopfleiste. Und auch in anderen Kollektionen ersetzen Polos häufig das Hemd.
Mehr Weite statt Slim-Fit: Nachdem die eng dem Körper folgende Silhouette im Massenmarkt angekommen ist, versuchen die Designer mit mehr Volumen einen neuen Trend aufzubauen. Cerruti 1881 Paris etwa lässt bunt bedruckte Oversized-Hemden unter dem lässig fallenden Sakko hervorblitzen. Bei Ermenegildo Zegna bringen legere Mäntel oder Strickjacken und Hosen mit lockerem Schnitt Komfort in die Silhouette. Und auch das italienische Label Ports 1961 tendiert zu mehr Stofffülle.
Orangefarben: Unter den Akzentfarben der kommenden Sommersaison sticht eine ganz besonders heraus: orange. Burberry Prorsum etwa lässt es über den ganzen Anzug fließen, bei Carven leuchten die Mäntel und Calvin Klein bietet Pullover und Blousons aus orangefarbenem PVC an.
Ausdrucksstarke Muster: Ein Trend, der Mut braucht, weil er dem Mann Aufmerksamkeit verschafft. Musterbilder abseits der klassischen Streifen oder Karos beleben die Mode. In der Kollektion von Valentinofliegen Schmetterlinge über die Kleidung, Dior Homme druckt handschriftliche Texte auf Hemd und Anzug, bei Moschino grinsen Smileys auf den Farben von Länderflaggen.
Blaumann: Aus der Garderobe des Mannes sind Jeans nicht mehr wegzudenken, vom Laufsteg hin und wieder schon. Doch für 2015 haben die Designer Jeanselemente fest eingeplant. So kombiniert BurberryProrsum Jeanshemden zu Samtsakko, Seidenhose und Sneakern. Der japanische Designer Jun'ya Watanabe arrangiert ein Patchwork aus Denim und anderen Stoffen. Was hingegen beim römischen Luxushaus Fendi nach Jeans aussieht, ist in Wirklichkeit Leder.