Auf alle Felle: Paris zeigt Pelz
Paris (dpa) - Für Pelzgegner wird der kommende Winter hart: Totes Tier ist einer der großen Trends der aktuellen Prêt-à-Porter-Schauen zur Damenmode in Paris.
Wie zuvor ihre Kollegen in Mailand setzen die Pariser Designer zuhauf auf Leder, üppige Pelzmäntel oder lässige Fellstolen. Besonders hemmungslos setzte Designer Jean Paul Gaultier bei seiner Schau für Herbst/Winter 2013/14 am Samstagabend Felle und Häute ein. Man wähnte sich fast in der Präsentation eines Kürschners.
Ein graues Persianerkleid mit Kapuze und schmalem Rock zeigte Pelz als „Total Look“. Dazu gesellten sich Fellmäntel mit digitalen Drucken, üppige Ledercapes und Patchwork-Pelzwesten. Edle Punkfrisuren, betonte Schultern, glamouröser Mustermix und schmale Hosen legten nahe, dass Gaultier die Luxusverliebtheit der 1980er-Jahre beschwören wollte. Zudem präsentierte der 60-jährige Designer erstmals wieder in der Salle Wagram, wo er in den Eighties (und in den 1990er-Jahren) einige Erfolge gefeiert hatte.
Zurückgenommener ging es bei dem Australier Martin Grant zu. Er vertraute auf seine Schneiderkunst und zeigte bestechend schöne Dreiknopf-Capes in dunkelblauem Salz-und-Pfeffer-Muster und Abendkleider mit einem schlichten Samttop in Apricot zum weiten schwarzen Tüllrock.
Das holländische Designerduo Viktor & Rolf spielte mit seinem Markenzeichen, einer großen Schleife, und setzte diese in der Schau fast überall ein. Mal als Raffung am blütenweißen Herrenhemd, mal als Besatz eines schwarzen, wippenden Lederminirocks, mal als kunstvoll drapierter Kragen eines Oberteils. Die Grundform war dabei schlicht und klar, so dass das „Geschleife“ nicht zu süßlich wirkte.
Vivienne Westwood schien es mit weiten Umhängen, wadenlangen Hosen, gerüschten Blusen und Wämsern ins Mittelalter verschlagen zu haben. Üppige Stickereien, schöne Muster und Farbkombinationen schmückten die Entwürfe, denen sie Elemente britischer Herrenschneiderei hinzufügte.
Nach den Defilees der Pariser Veteranen, die ihre Entwürfe schon seit vielen Saisons in der Modemetropole zeigen, gab es am späten Abend des Samstag mit dem Berliner Duo Kaviar Gauche (Johanna Kühl und Alexandra Fischer-Roehler) einen Newcomer. Die beiden Designerinnen sahen es allerdings eher als Rückkehr zu ihren Wurzeln: „Wir haben eigentlich in Paris angefangen“, sagte Johanna Kühl lachend nach dem Defilee.
Das Damen-Duo, das 2005 sein Modelabel gründete, hatte zu Beginn seiner Karriere eine „Guerilla“-Straßenschau vor dem Laden Colette in der Rue Saint-Honoré inszeniert. Dass sie inzwischen echtes Paris-Format erreicht haben, bewiesen sie mit einer ätherisch schönen Schau. Lederteile in Schwarz und Weiß mit halbrunden Cut-Outs, toll geschnittene Dreiviertelhosen mit niedrigem Bund, Smokingjacken und hinreißende Abendkleider mit Ledertop und Seidenrock in Apricot boten in ihrer Finesse den Augen nach den üppigen Pelzshows eine Erholung.