Auf diesem Dreimaster darf jeder Matrose sein
Am Samstag wird die „Alexander von Humboldt II.“ getauft — selbst Landratten können auf dem Großsegler Kommandos geben.
Bremerhaven. Seefahrerromantik, das Erleben von Wind und hohen Wellen: Davon träumen viele. Seit 25 Jahren bietet die Deutsche Stiftung Sail Training Interessierten die Möglichkeit, auf Traditionsschiffen das Hochseesegeln zu erleben. Rechtzeitig zum Jubiläum der Stiftung ist der neue Windjammer fertig, die „Alexander von Humboldt II“. Das Schiff soll am Samstag in Bremerhaven getauft werden. Sein Vorgänger, die aus einer Werbung bekannte „Alex“ mit ihren grünen Segeln, wird am 10. Oktober mit 105 Jahren außer Dienst gestellt.
Die 65 Meter lange neue „Alex“ ist seit über 50 Jahren der erste in Deutschland gebaute Dreimaster. „Die letzte Bark war die „Gorch Fock“ 1958“, sagt Albert Bote von der Stiftung Sail Training. Der neue Dreimaster ist von außen ein Traditionssegler mit 24 Segeln. Im Inneren bietet das Schiff bei Technik und Ausstattung einen modernen Standard — Bars und Liegestühle gibt es jedoch nicht. „Die Matrosen schlafen aber nicht mehr in Hängematten wie im vorigen Jahrhundert.“
Es gibt Ein- bis Vier-Mann-Kabinen mit Kojen, jede Kammer hat eigene Dusche und Toilette. Für das Abwasser ist eine biologische Kläranlage an Bord. „Die Kombüse ist aus Edelstahl und sieht aus wie eine kleine Großküche“, beschreibt Bote. Die Baukosten betragen 15 Millionen Euro. Die Summe wurde zum Großteil aus Spenden aufgebracht.
Wer auf der „Alex“ mitsegeln will, muss Mitglied bei der Sail Training Association sein — die Jahresbeiträge liegen zwischen 30 und 100 Euro. An Bord können 79 Segler mitreisen, davon gehören 25 Mann zur Stammbesatzung. Um zur Stammcrew zu gehören, muss man sich bei Prüfungen qualifizieren — vom Leichtmatrosen zum Matrosen und zuletzt zum Toppsmatrosen.
Jirka Menke aus Bremerhaven ist inzwischen Matrose. Achtmal ist er auf der alten „Alex“ mitgefahren. Jetzt reizt ihn die Neue. „Mein Plan ist, im November die Tour durch die Biskaya mitzusegeln“, sagt Menke.
Die alte „Alex“ unternimmt noch einige Kurztrips und Tagestörns, bevor sie außer Dienst gestellt wird. Es gibt aber bereits mehrere Kaufinteressenten. Ein Makler hat den Großsegler im Angebot — seine erste Preisvorstellung: 3,8 Millionen Euro.