Auftakt zur Berliner Modewoche
Berlin (dpa) - Von Marc Jacobs, dem Genie aus New York, bis zu Jorge, dem Lauftrainer aus „Germany's Next Topmodel“ - die Berliner Modewoche ist ein weites Feld. Während Paris die Haute Couture vorführt, ist die Bundeshauptstadt gut für Trendsetter, die wissen wollen, was im Sommer 2012 auf der Straße getragen wird.
Das ist vor allem kunterbunt. Wer noch keine grasgrünen Hosen oder pinkfarbenen Strandlatschen im Schrank hat: Jetzt wird es höchste Zeit.
Berlin gilt als Plattform für junge Designer. Zum Auftakt der Fashion Week ließ Michael Sontag seine Models in wallenden Gewändern über den Laufsteg stolzieren, was entfernt nach Fledermäusen aussah, aber nach sehr eleganten. Schauspielerin Iris Berben war von der Lässigkeit und der Schnittführung angetan; sie sei ein „großer Freund und Fan“ Sontags. Die Österreicherin Lena Hoschek brachte am Mittwoch mit italienisch angehauchtem Glamour gute Laune ins Modezelt.
Die halbjährliche Fashion Week hat nach Querelen um den Bebelplatz wieder ihr Quartier mit Blick auf das Brandenburger Tor bezogen, wo sie 2007 begann. Früher wurde Berlin noch als Bonsai-Modestadt belächelt. Mittlerweile rechnet die Tourismusbranche während der Messen und rund um die Laufstege mit 200 000 Besuchern. Bei der neunten Ausgabe der Modewoche stehen mehr als 50 Schauen und Präsentationen an - ein Rekord.
Mit dabei: Hugo, Michalsky, Strenesse, Rena Lange, Kostas Murkudis und die gerade in Paris gefeierte Niederländerin Iris van Herpen. Marc Jacobs, der Mann hinter Louis Vuitton, reiste als Schirmherr eines Nachwuchswettbewerbs an, was die Fashionistas in Aufregung versetzte. Zur Autogrammstunde kam Jacobs im Herrenrock. Einige Fans hatten offensichtlich Stunden vor dem Kleiderschrank verbracht.
Der Berliner Modezirkus hat viele Satelliten. Stylist Jorge Gonzalez bat ehemalige Kandidatinnen aus Heidi Klums Model-Sendung zum „Chicas Walk“ auf den Laufsteg. Boris Beckers Sohn Noah (17) wollte bei einer U-Bahn-Show sein Label vorstellen.
Gewohnt viel Show und Pomp gibt es bei der dreitägigen Bread & Butter, der Messe für Jeans und Streetwear. Zur Eröffnung am Dienstagabend schlenderte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) mit einem Bären auf die Bühne - im Kostüm steckte Messechef Karl-Heinz Müller. „Du bist der neue Knut, aber hoffentlich wirst du älter, mein Lieber“, frotzelte Wowereit.
Die Bread & Butter feiert ihren 10. Geburtstag. Auf dem alten Flughafen in Tempelhof hat sie ein Mode-Woodstock aufgebaut: mit Konzertbühne, Biergärten, Kissenlandschaften, elektronischen Gogo-Puppen und Autoscooter. In einer Ecke konnte man bei der Party einen alten Volvo mit Baseballschlägern zertrümmern.
Adidas? Desigual? Diesel? Das Geschäft beginnt später. Fast 600 Marken haben ihre Stände auf dem Rollfeld und in den Hangars bezogen, eine gewaltige Kulisse. Auch wenn es kleine Läden mitunter schwer haben, der Modebranche scheint es nicht schlecht zu gehen. Über seine Geschäftszahlen redet Bread & Butter-Chef Müller nicht. Lieber erzählt er, wie schwer die Geburtstagstorte ist: Sie wiegt 500 Kilo.