Aus dem Untergrund in den Alltag: Den Gothic-Stil umsetzen

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Die Mode nimmt sich gerne mal den Subkulturen an, borgt sich das ein oder andere Element und trägt es in die Masse. Man denke nur an die kunstvoll zerrissenen Jeans, die eigentlich aus der Punker-Szene kamen.

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Und selbst der Gothic-Look hat mittlerweile Einzug gehalten in die internationale Modeszene: Von Chanel bis Yves Saint Laurent haben sich auch die Edeldesigner davon beeinflussen lassen. Besonders auffallend: Der Modemacher Riccardo Tisci, Chefdesigner von Givenchy, präsentierte auf der Fashion Week in New York zahlreiche Entwürfe mit Elementen aus der Gothic-Szene.

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Seine Ursprünge hat Goth, wie der Stil auch genannt wird, in ganz verschieden Genres. Filme wie „Beetlejuice“ oder „The Addams Family“ haben mit Sicherheit dazu beigetragen, aber auch Musiker wie Marilyn Manson oder die New-Wave-Bewegung der 80er-Jahre.

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Sie alle haben den Stil extrem gezeigt: blutrote Lippen, schwarze Augen und Kleidung, ein weißer Teint. Alltagstauglich ist das nicht gerade. „Was diesen Look so unverdaulich macht, ist der schwarzmagische Gedanke, der dahinter steht“, bringt Stilberaterin Katharina Starlay es auf den Punkt. Und tatsächlich: Viele Anhänger liebäugeln mit Themen wie Tod oder Okkultismus.

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Dennoch gibt es Möglichkeiten zur Adaption: „Viele Einzelelemente wie Schnürungen, aufwendige und dekorative Stoffe wie Lack, Samt und Spitze, Gehröcke und Kelchärmel sind attraktiv und lassen sich auch in einen nicht-okkulten Style einbinden“, erklärt Starlay.

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Das sieht Personal Shopperin Andrea Lakeberg aus Berlin ganz ähnlich: „Wer beispielsweise nur einen Hauch von Gothic in sein Outfit integrieren möchte, ist mit schwarzer Spitze immer gut beraten.“ Als Top oder Bluse und dann kombiniert mit einer schwarzen Skinny-Jeans mit Hochbund sowie Stiefeletten mit Absatz - das ist laut Lakeberg ebenso perfekt wie einfach zu stylen.

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Eine andere Alternative: ein Spitzenkleid, dazu derbe Bikerboots und eine Grobstrickjacke. Allerdings macht Lakeberg hier eine wichtige Einschränkung: „Für ein solches Outfit sollte man groß und schlank sein.“ Das gelte übrigens auch dann, wenn man den Gothic-Look auf die Spitze treiben möchte. „Dann nämlich gehört auch ein langer schwarzer Ledermantel dazu.“ Mit so einem Stück kann man auch andere Looks perfekt ergänzen.

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Schwarz ist zwar die Hauptfarbe beim Gothic Look. Trotzdem gilt es, damit nicht zu übertreiben - und auf Material und Style zu achten. „Große Flächen Schwarz verlangen edle Stoffe und schlichtes Design“, rät Starlay. „Ein rundum schwarzer Auftritt wirkt auch fern des Gothic Styles relativ finster und manchmal auch destruktiv.“ Dabei gibt es durchaus Alternativen: „Ein cremefarbenes Top in Schnüroptik beispielsweise greift den Goth-Gedanken auf und wirkt dabei deutlich freundlicher“, sagt die Stilberaterin.

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Starlay hat noch etwas anderes entdeckt, was man sich bei den Anhängern des Looks ruhig abgucken kann: „Die Menschen, die sich so kleiden, legen sehr viel Wert auf feine Details. Und diese Liebe zu perfekt aufeinander abgestimmten Dingen sollte man viel öfter auch im Alltag wagen.“ Das kommt etwa bei der Wahl der Accessoires zum Tragen.

Denn wer sich an den kompletten Look nicht herantraut, dem reichen auch Accessoires wie Spitzenhandschuhe in Schwarz oder opulenter Schmuck, um einem ansonsten schlichten Outfit den trendigen Goth-Touch zu geben. Und es muss auch gar nicht immer Schwarz sein: Ein dramatischer Rotton oder ein dunkles Grau funktionieren ebenfalls.

Beinahe ebenso wichtig wie die Mode ist beim Gothic das Make-up. „Im Mittelpunkt steht dabei der helle Teint, ganz gleich, ob am Tag oder am Abend“, erklärt der Berliner Visagist Peter Arnheim. „Dazu passen Smokey Eyes in dunklen Farben, wer mag kann auch mit flüssigem Eyeliner arbeiten.“ Das verstärkt den dramatischen Effekt. „Auch die Lippen werden bei diesem Stil stark betont.“ Wahlweise kann man hier zu knalligem Rot greifen oder sogar zu Schwarz, wenn man mutig genug dafür ist - und wenn es passt.

Tagsüber sieht Starlay aber gerade die Lippenfarbe als Problem: „Heller, ebenmäßiger Teint, auf jeden Fall. Beim Lippenstift sollte man jedoch ein wenig aufpassen. Vielfach wirkt ein knalliges Rot zu heftig“, warnt sie.