Ausverkauf bei Spaniens Immobilien

Die Preise für Häuser und Wohnungen sind um mehr als 20 Prozent gefallen. Rund eine Million Wohnobjekte stehen zum Verkauf.

Madrid. Orange, rot, gelb, weiß — in allen Farben sind sie in Spanien zu sehen: „Se vende — Zu verkaufen“, steht auf unzähligen Plastikschildern, die an Bauzäunen, Balkonen und Balustraden hängen. Eine Wald aus Offerten, die das ganze Ausmaß der spanischen Immobilienkrise widerspiegeln, die Spaniens Wirtschaft seit drei Jahren im Würgegriff hat. Ein Crash, der jenem langen Bauboom folgte, der Preise und Immobilienbestand in schwindelerregende Höhe getrieben hatte.

Nun ist Spaniens Immobilienfiesta vorbei, die Branche wacht mit einem schmerzhaften Kater auf, steht vielerorts sogar vor dem Ruin. „Der Immobilienmarkt liegt am Boden“, sagt ein Sparkassen-Filialchef bekümmert, der seinen Namen lieber nicht nennen will, weil sich auch sein Institut verspekulierte. Dies sei freilich für Interessenten keine schlechte Zeit, um sich nach einer Immobilie umzusehen, sagt er. Im Schnitt seien die Preise seit Beginn der Krise Ende 2007 um wenigstens 20 Prozent gerutscht — und sie könnten noch weiter purzeln.

Kaum ein Mehrfamilienhaus, an dem nicht eine Offerte klebt. Der Absturz des Bau- und Immobilienmarktes hat dazu geführt, dass nun hunderttausende Wohnungen und Villen im ganzen Land zum Verkauf stehen — oft mit riesigen Preisnachlässen, in einigen Fällen bis zu 60 Prozent.

Angeboten werden sie zum einen von den Bauherren, die auf einem Immobilienberg sitzengeblieben sind. Zum anderen von privaten Eigentümern, denen das Wasser in der Krise bis zum Hals steht. Aber auch von Geldinstituten, die nach der Pleite tausender Baufirmen sowie der Pfändung bei säumigen Hypothekenzahlern schnell neue Besitzer für die Immobilien finden müssen, um ihre Bilanzen zu sanieren.

Man muss nur einmal die Internetportale spanischer Banken durchblättern, um einen Eindruck von der Schlussverkaufs-Stimmung zu bekommen. Bei der Auswahl ist aber auch Vorsicht geboten: In einigen Regionen herrscht Wassermangel, so dass man in der Finca schnell auf dem Trockenen sitzen kann.

Für Traumvillen am Strand, Wohnungen mit Meerblick oder Ferienimmobilien zum Beispiel auf Mallorca sind die Preise freilich nicht ganz so ins Rutschen geraten. Es gibt Nachlässe, aber deutlich geringere. In ganz Spanien werden derzeit schätzungsweise eine Million Immobilien zum Verkauf angeboten. Doch angesichts der hohen Arbeitslosigkeit von 20 Prozent und empfindlichen Einkommensverlusten verspüren die meisten Spanier wenig Lust, sich in ein Immobilien-Abenteuer zu stürzen. Derweil steigt die Nachfrage von Interessenten aus anderen europäischen Ländern.

Übrigens: Nicht nur Käufer haben Chancen, gute Angebote zu finden. Auch das langfristige Mieten von Immobilien kann interessant sein. Immer mehr Objekte werden zur „Miete mit späterer Kaufoption“ offeriert.