Autobrandstiftungen: Berliner Polizei feiert Erfolg
Berlin (dpa) - Monatelange Fahndung, Hunderte Polizisten und Videoaufnahmen brachten schließlich den ersehnten Erfolg: Im Kampf gegen Auto-Brandstifter hat die Berliner Polizei einen 27-jährigen Mann festgenommen.
Er gestand, mehr als 100 Autos angezündet oder beschädigt zu haben.
Das berichtete die Polizei am Sonntag. „Diese Festnahme ist meiner Ansicht nach ein herausragender, ein sensationeller Erfolg“, sagte der Chef des Berliner Landeskriminalamtes (LKA), Christian Steiof.
Gegen den Mann wurde Haftbefehl wegen schwerer Brandstiftung erlassen. Als Grund für die Taten habe der gelernte Maler und Lackierer, der noch bei seiner Mutter wohnt, persönlichen Frust und Geldnöte wegen seiner Arbeitslosigkeit genannt, so die Polizei. Eine Verbindung zur linksextremistischen Szene gebe es nicht. Der Schaden geht in die Millionenhöhe. Die Polizei geht davon aus, dass die Versicherungen das an die Autobesitzer gezahlte Geld vom Täter zurückfordern werden.
Der am Freitag festgenommene Mann gestand, zwischen Juni und August dieses Jahres 67 Autos der Marken Audi, BMW und Mercedes direkt angezündet haben. 35 weitere Autos wurden durch die Flammen oder die Hitze beschädigt. Vermutlich verwendete er Grillanzünder. Die genaue Ausführung wollte die Polizei nicht beschreiben.
Die Brandanschläge ereigneten sich überwiegend in den westlichen Stadtteilen Spandau, Charlottenburg, Westend sowie in Mitte. Der Täter war laut Polizei mit verschiedenen öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß und auch mit dem Fahrrad unterwegs.
Der Leiter des für politische Taten zuständigen Staatsschutzes der Polizei, Oliver Stepien, berichtete, seine Leute seien dem Mann durch die Auswertung von Videofilmen aus einer U-Bahn oder einem Bus auf die Spur gekommen. Er sei aufgefallen, weil er kurz vor einigen Brandstiftungen am 23. August im Westen Berlins in die dortige Gegend fuhr und direkt nach den Taten wieder zurückfuhr.
Bundespolizisten erkannten den Mann demnach einige Tage später zufällig auf der Straße und verfolgten ihn. In den folgenden Monaten sei der Mann weiter beobachtet worden. Die Polizei wertete auch Handydaten aus. Als genug Indizien vorlagen, vernahm die Polizei den Mann am Freitag. Nach und nach habe er die Taten gestanden.
Das Motiv des Täters liege in „einer Art diffuser Sozialneid“, sagte Stepien und fügte hinzu: „Nach dem Muster: Mir geht es schlecht und anderen Leuten geht es gut, die will ich treffen.“ Ende August stoppte die Anschlagsserie des Mannes. „Da hat er schlicht und ergreifend einen Aushilfsjob gefunden und seine Frustreaktion etwas abgebaut.“ Der Polizei war der Mann vorher nicht aufgefallen. Nach eigenen Angaben war er auch nie in psychologischer Behandlung gewesen.
Der Leitende Ermittler James Braun sagte, bei einem der Brandanschläge sei ein Haus beschädigt worden. Bei einem anderen stand das brennende Auto neben einem Altenheim, das evakuiert werden musste. „Da kann man von Glück reden, dass tatsächlich keine Personen zu Schaden gekommen sind.“ Wegen der Gefährdung der Menschen laute der Haftbefehl auf den Vorwurf der schweren Brandstiftung. „Der Mann hat sehr detailliert geschildert, was er wann gemacht hat“, sagte Braun über die Vernehmung.
LKA-Chef Steiof betonte, das Problem der angezündeten Autos sei damit aber nicht erledigt. „Es gibt noch eine Vielzahl von Brandstiftungen. Das Phänomen, da bin ich mir hundertprozentig sicher, wird uns weiter beschäftigen.“ Insgesamt seien in diesem Jahr bisher 470 Autos direkt angezündet worden. Zahlreiche weitere wurden beschädigt, so dass weit über 500 Wagen brannten.
Die Polizei war nach eigenen Angaben seit Juni jede Nacht zunächst mit bis zu 150 Fahndern im Einsatz. Seit Ende August unterstützten Bundespolizisten die Berliner Kollegen. Bis zu 500 Ermittler suchten dann Nacht für Nacht nach Brandstiftern.