Baby von Hund totgebissen - Tierärztin: "Einzelfall"

Schmallenberg (dpa). Ein zweieinhalb Wochen altes Mädchen ist in Schmallenberg im Hochsauerland vom Hund der eigenen Familie totgebissen worden. Das Baby starb in der Nacht zu Freitag in einer Spezialklinik.

Polizeiangaben zufolge ereignete sich das Unglück am Donnerstag in der Wohnung der Eltern, die zwei Hunde hielten. Einer von ihnen, ein Husky-Mischling, hatte sich auf das Kind gestürzt und es in den Kopf gebissen. Zwei ältere Geschwister blieben unverletzt. Die 25 Jahre alte Mutter stand unter Schock. Die Polizei ermittelt wegen Verletzung der Aufsichtspflicht und fahrlässiger Tötung. Der zehn Jahre alte Hund wurde eingeschläfert.

„Die Mutter war mit dem Säugling, den beiden Geschwistern und den beiden Hunden allein in der Wohnung, als das Unglück passierte“, sagte der Mescheder Polizeisprecher Stefan Trelle am Freitag. Der drei Jahre alte Bruder und die sieben Jahre alte Schwester des Säuglings wurden nach dem Unglück von den Großeltern betreut. Nach ersten Informationen hatte die Familie die beiden ausgewachsenen Hunde erst seit kurzer Zeit. „Sie wurden im Oktober hier angemeldet“, sagte Berthold Vogt vom Ordnungsamt in Schmallenberg. Beschwerden über die Hunde seien der Verwaltung nicht bekannt geworden.

In der Nachbarschaft gab es am Freitag kein anderes Thema. Nach Aussagen von Anwohnern war das Baby erst seit wenigen Tagen zu Hause. Die Familie wohne erst seit etwa einem Jahr in dem Ort.

Nach Auskunft des Umweltministeriums hat es in Nordrhein-Westfalen seit mindestens acht Jahren keine tödlichen Hunde-Attacken mehr gegeben. In der Beißstatistik, die mit der Einführung des Landeshundegesetzes 2003 begonnen wurde, sei kein solcher Fall vermerkt.

Tierärztin Silke Sarnow aus Arnsberg sieht in den Hundebissen einen extremen Einzelfall. „Es hat in Nordrhein-Westfalen seit vielen Jahren keine Todesfälle durch Hundebisse gegeben“, sagte Sarnow, die sich auf Verhaltensmedizin für Hunde spezialisiert hat, am Freitag im Gespräch mit der dpa.

Die Ursache für den aktuellen Fall sind unklar. Es gebe aber einige grundsätzliche Verhaltensregeln für Hundehalter, die ein Baby erwarteten, sagte Sarnow - und warnte zugleich: „Hundertprozentige Sicherheit gibt es aber nie.“

Es sei wichtig, seinen Hund genau zu kennen, vor allem wie er auf Kinder reagiere. Man könne bei Hunden zwar nicht direkt von Eifersucht sprechen. „Aber es gibt Hunde, die haben einen Besitzanspruch auf ihren Besitzer.“ Und ein Kind bedeute ja auch immer, dass der Hund automatisch weniger Aufmerksamkeit bekomme. „Es gibt Hunde, die kommen damit nicht klar.“

Probleme könne es auch geben, wenn ausgewachsene Hunde in eine Familie kommen. „Die Familie und der Hund sind ja dann noch kein Team. Und man kann auch nie wirklich wissen, was der Hund für Altlasten hat.“