Landesgartenschau Bad Lippspringe: Kurort erfindet sich zur Gartenschau neu

Nächste Woche beginnt im ostwestfälischen Bad Lippspringe die Landesgartenschau. Die Kleinstadt hofft auf einen dauerhaften Schub.

Bad Lippspringe. Bis Mitte der 1990er Jahre war die Welt in Bad Lippspringe ziemlich in Ordnung. Die Kurgäste kamen reichlich und ließen ihr Geld in der ostwestfälischen Kleinstadt, die unweit von Paderborn zwischen Eggegebirge und Teutoburger Wald liegt. Dann gab es mehrere Gesundheitsreformen. Offene Badekuren gegen Stress oder Übergewicht wurden von den Kranken- und Rentenkassen nicht mehr oder stark eingeschränkt bezahlt, die Kurgäste und deren Besucher blieben weg. Ein Desaster. Es half auch nicht mehr weiter, dass Bad Lippspringe der einzige Ort in NRW ist, der die Bezeichnungen Heilbad und Heilklimatischer Kurort führen darf.

Jetzt soll die Landesgartenschau (LGS) dauerhaften Schub bringen. Mit Fördermitteln in Höhe von rund fünf Millionen Euro beteiligt sich Düsseldorf am Strukturwandel in der Provinz. 3,3 Millionen Euro bringt die Stadt selbst auf. Der Haushaltsplan sieht vor, dass bei einer erhofften Besucherzahl von 480 000 am Ende keine Schulden übrig bleiben. Aus dem klassischen Kurort soll ein Wellness-Städtchen werden, das mit Gesundheit, Erholung und Freizeit punktet.

„In Bad Lippspringe ist alles neu, was neu musste“, sagt der parteilose Bürgermeister Andreas Bee. Seit die Stadt 2011 den Zuschlag zur LGS bekam, seien in der Stadt 60 Baustellen bewältigt worden. Die Hauptstraße wurde erneuert, ein Marktplatz neu gestaltet, weitere Radwege angelegt.

Vor allem aber arbeiteten Landschaftsarchitekten und Gartenbauer an neuen Konzepten für den Kurwald und die Parks, die schon seit Jahrzehnten zu Bad Lippspringe gehören. Zum ersten Mal präsentiert sich ab nächster Woche bis Mitte Oktober eine Landesgartenschau in NRW vor einer Wald-Kulisse. Zwischen Innenstadt und Kurwald gibt es eine direkte Verbindung. Im rund 200 Hektar großen Kurwald sind Lichtachsen entstanden, die für die gesamte Vegetation und die Tierwelt von großem Gewinn sind.

Unter dem Motto „Blumenpracht & Waldidylle“ wird es für die Besucher Blumenschauen, Themengärten und Events zwischen den beiden Parks und der Innenstadt geben (siehe Grafik oben). Zu den Event-Höhepunkten zählen zwei Open-Air-Konzerte: Max Mutzke und die Band The Baseballs (24. Juni/Karten ab 33 Euro) und ein Auftritt der Pop-Sängerin Anastacia (22. Juli/Karten an 60,60 Euro).

Neben der Wald-Kulisse verfügt die Gartenschau über ein weiteres Alleinstellungsmerkmal. Im Waldpark gibt es elf Spielpunkte. Große Kletter- und Rutschenlandschaften, eine sechs Meter hohe Trollenburg und ein Platz mit groben Holzstämmen zählen zu den Attraktionen für den Nachwuchs.

Bad Lippspringe ist mit knapp 16 000 Einwohnern die kleinste Stadt, die je Ausrichter dieser Großveranstaltung war. Aktuelle Studien früherer Schauen in NRW zeigen, dass die Besucher neben dem Eintrittspreis im Schnitt mehr als 30 Euro bei einem Tagesbesuch ausgeben. Darauf hoffen die Gastronomie und der Handel, die sehr unter den fehlenden Kurgästen zu leiden haben.