Ballonpilotin: Eine Frau schwebt in den Himmel
Die Neusserin Siegrid Ibes (61) geht bei der Montgolfiade in Warstein an den Start. Zwischen abendlicher Landung und dem nächsten Start im Morgengrauen bleibt kaum Zeit für Schlaf.
Warstein. Während ein Ballon nach dem anderen vom Startplatz der 20. Internationalen Montgolfiade in Warstein abhebt, um den Abendhimmel farbenfroh zu bevölkern, gibt das Team von Pilotin Siegrid Ibes im wahrsten Sinne Gas, um die Startzeit einzuhalten. Hoch konzentriert befasst sich die 61-Jährige mit ihrem Navigationsgerät, während ihre Helfer den Ballon zunächst mit kalter Luft befüllen. Dann legt sie selber Hand an den Gasbrenner, unter dessen erhitzter Luft die bunte Hülle zu voller Pracht anwächst.
Der Ballon drängt bereits nach oben, während die Ballonpilotin, Copilot Klaus Hartmann und Fallschirmspringer Jan Müller in den kleinen Korb steigen, um zum Paraballooning Wettbewerb durchzustarten.
"Du weißt nie, wohin der Wind dich trägt", beschreibt Siegrid Ibes das Gefühl von Abenteuer und Freiheit beim Ballonfahren. Das schöne Schweben und Schauen allein genügt ihr nicht: "Das wäre mir zu langweilig." Sie sucht seit Jahren die sportliche Herausforderung, ist eine von drei deutschen Frauen, die Ballonfahren auch im Wettbewerb betreiben. "Das ist ganz schön anstrengend."
In den zehn Tagen der Montgolfiade lässt sie kaum einen Start ungenutzt. Zwischen abendlicher Landung und dem nächsten Start im Morgengrauen bleibt kaum Zeit für Schlaf. Im Ballon ist die Vermessungstechnikerin jedoch hellwach und konzentriert.
Immer wieder betätigt sie den Brenner, gewinnt Höhe, testet die Windgeschwindigkeit in den verschiedenen Luftschichten aus, verfolgt den Funk und überprüft immer wieder die Koordinaten, um an das vorgegebene Ziel zu kommen.
Doch als der Ballon der Neusserin in den Himmel steigt, ist die Sonne bereits im Dunst verschwunden. Nebel legt sich über die Wälder, dessen Wipfeln der Ballon immer wieder nahe kommt. Das ist definitiv keine ausreichende Höhe für den Ausstieg des Fallschirmspringers.
Einsetzende Dämmerung macht seinen freien Fall in die Leere endgültig zunichte. Hinter einem Wald geht die 61-Jährige zur Landung über. Auf dem abschüssigen Acker übernimmt der Copilot das Kommando. Gerne wäre Ibes selber gelandet: "Ich habe schon schwierigere Situationen gemeistert."
Mit fast 50 Fahrten ist die Pilotin jedoch eher unerfahren. Klaus Hartmann hat dagegen 1000 Flugstunden hinter sich. Dementsprechend sanft setzt er den Korb auf. Kurz darauf sind die Verfolger mit Transporter und Hänger zur Stelle und begrüßen die Fahrer mit dem Ballöner-Gruß "Glück auf, gut land". Mit ihrer Hilfe ist der Ballon schnell eingepackt. Auf der Fahrt zum Warsteiner-Gelände ist die Pilotin entspannt und zufrieden - auch wenn sie das Ziel nicht genau überfahren hat.