Barbie: Eine Ikone des Zeitgeists

Barbie ist die meist verkaufte Puppe der Welt, obwohl sie Mühe hat, sich gegen die digitalen Medien im Kinderzimmer durchzusetzen. Im Museum „Puppenträume“ sind Barbies aus fast sechs Jahrzehnten zu sehen.

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Groß Ilsede. Auf Barbie ist die Modedesignerin Christel Stöter-Behme erst spät gekommen. Als Kind besaß sie keine dieser Puppen. Erst im reifen Alter von 50 Jahren entdeckte sie die Barbie-Welt, als sie im Ferienflieger in einem Bordmagazin einen Artikel über eine Sammlerin von Barbiepuppen las. Das Interesse war geweckt, sie begann, selbst Barbies zu sammeln, wobei sie — beruflich bedingt — vor allem die Kleidung und Accessoires interessierten.

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Heute besitzt die 65-Jährige mehr als 1300 Barbie-Puppen, die sie in Themenausstellungen im eigenen Museum in Groß Ilsede (Kreis Peine in Niedersachsen) zeigt. In liebevoll inszenierten und reich dekorierten Schauvitrinen stellt sie in ihrem Museum „Puppenträume“ Barbie-Puppen aus fast sechs Jahrzehnten vor.

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Denn Barbie ist inzwischen 55 und damit in die Jahre gekommen. Barbie hat Mühe, sich heute gegen die Vielzahl digitaler Medien im Kinderzimmer zu behaupten. Sinkende Verkaufszahlen musste der amerikanische Spielzeugkonzern Mattel in den vergangenen beiden Jahren melden. Dennoch ist Barbie die bisher am häufigsten verkaufte Puppe der Welt. Nach Mattel-Angaben sind seit 1959 allein mehr als eine Milliarde Modeartikel für und auch mit Puppen in 150 Ländern verkauft worden.

Barbie war auch deshalb so erfolgreich, weil sie sich stetig veränderte — sie war stets eine Ikone des jeweiligen Zeitgeistes. Und es gab nicht nur Spielpuppen für Kinder, sondern seit Mitte der 1980er-Jahre auch Sammlerpuppen für Erwachsene in limitierten Auflagen.

Mit der Kritik, Barbie verkörpere ein überzogenes Frauen-Ideal mit viel Busen, wenig Taille und sehr langen Beinen, kann Christel Stöter-Behme gut leben. „Barbie ist eine moderne Frau. Sie ist sehr eigenständig, unverheiratet, intelligent und beruflich erfolgreich, zudem sehr modebewusst“, sagt Stöter-Behme, der kein anderes Barbie-Museum in Deutschland bekannt ist. Ihre 1300 Puppen hat Stöter-Behme vor allem gebraucht erstanden oder für ihr Museum geschenkt bekommen. Viele Puppen hat sie repariert und aufpoliert, für etliche hat sie neue Kleidung entworfen und genäht. Ihre eigenen Entwürfe sind auch im Museum zu sehen.

Ihre Lieblingskreation: Barbie als Batwoman, ganz in Schwarz und mit Maske. Ihre älteste Barbie-Puppe stammt aus dem Jahr 1963 und hat einen rothaarigen Bubble-Cut-Haarschnitt. Natürlich ist auch die „Totally-Hair-Barbie“ aus dem Jahr 1992 zu sehen, deren Haar bis auf den Boden reicht — es ist das bisher am meisten verkaufte Modell.

Stöter-Behme verleiht inzwischen ihre Barbie-Puppen an andere Museen in Deutschland. Im eigenen Museum bietet sie selbst Führungen an. Die häufigste Besuchergruppe: Großmütter mit ihren Enkelinnen.