Bauausstellung in Hamburg eröffnet

Hamburg (dpa) - Soziale Brennpunkte sollen angesagte Stadtteile werden - mit diesem Ziel ist die Internationale Bauausstellung (IBA) auf den Hamburger Elbinseln gestartet.

In den problembeladenen Stadtteilen Wilhelmsburg und Veddel sowie im Harburger Binnenhafen sind mehr als 60 Projekte zu den Themen Bauen, Energie und Bildung zu sehen. Die IBA will Visionen von der „Stadt der Zukunft“ verwirklichen. Eine Milliarde Euro öffentlicher und privater Mittel wurden investiert. „Was hier geschieht, stößt international auf großes Interesse“, sagte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am Samstag bei der Eröffnungsfeier. Bei Eiseskälte waren laut Veranstalter 1500 Menschen gekommen - weniger als erhofft. Hunderte Polizisten schirmten die Veranstaltung vor Protestierenden ab.

Die IBA-Kritiker befürchten, dass mit der Aufwertung der Stadtteile die Mieten steigen und arme Menschen wegziehen müssen. Zudem werde mit der Bauausstellung nicht genug bezahlbarer, neuer Wohnraum geschaffen, argumentieren sie. Ob die IBA für die Bewohner der Elbinseln ein Erfolg war, werde sich erst in einigen Jahren zeigen, meinte Besucher Joachim Thiehoff aus dem westfälischen Dorsten. Die IBA 2013 ist die erste Bauausstellung in der Geschichte Hamburgs und deutschlandweit die achte seit der ersten IBA 1901 in Darmstadt. Sie läuft parallel zur benachbarten Internationalen Gartenschau (26. April bis 13. Oktober).

Am Samstagabend lockte ein buntes Kulturprogramm der Theatergruppe „Kommando Himmelfahrt“ in die neue Mitte Wilhelmsburg mit ihrer ausgefallenen, modernen Architektur. Die Besucher konnten viele innovative Hausprojekte bewundern - etwa die kunterbunte Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, das energieeffiziente Wälderhaus aus Holz und das knallgrüne „BIQ-Haus“ mit einer Bioreaktorfassade, das Algen zur Energieproduktion nutzt.

Aufgrund des winterlichen Wetters sind bislang erst 46 der Vorzeigeprojekte fertig. Auf dem Programm stand am Wochenende unter anderem die Eröffnung von Wohn- und Grünanlagen auf der Harburger Schlossinsel. Am Sonntag hatten die Besucher bei Sonnenschein erstmals die Möglichkeit, auf geführten Touren das 35 Quadratkilometer große IBA-Gelände kennenzulernen.

Bei der Bauausstellung geht es auch um das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen, denn ein Großteil der Bewohner im Hamburger Süden hat ausländische Wurzeln. So gehören auch Bildungszentren und eine Pflegeeinrichtung für türkischstämmige Demenzkranke zu den IBA-Projekten, die seit 2006 entwickelt wurden.

Die Zukunftsschau sucht zudem Antworten auf die Frage: Wie kann der klimaschädliche Ausstoß von Kohlendioxid in Megacitys reduziert werden? Am Sonntag eröffneten die IBA-Macher einen 900 Meter langen Promenadenweg auf dem Energieberg. Die frühere Giftmülldeponie, die 1983 mit einem großen Umweltskandal für Negativschlagzeilen sorgte, ist Ausflugsziel und Energiequelle geworden. Auf dem mit Gras bewachsenen Berg stehen Hamburgs größte Freiflächen-Photovoltaikanlage und eine neue, hochgerüstete Windkraftanlage.

Die von Politikern und Stadtplanern lange vernachlässigten Viertel Wilhelmsburg und Veddel liegen auf Elbinseln, die vor 51 Jahren von Deutschlands schwerster Sturmflut heimgesucht wurden. Der Strom hatte lange das Zusammengehörigkeitsgefühl der Hamburger beschnitten. Die IBA soll dafür sorgen, dass der „Sprung über die Elbe“ gelingt. Hunderttausende Besucher werden bis zum 3. November erwartet, darunter viel internationales Fachpublikum.