Kurz und knackig Berlins Eisbärenbaby heißt Fritz

Berlin (dpa) - Flauschiges Fell aus dem Berliner Stadtteil Friedrichsfelde: Der knapp drei Monate junge Eisbär aus dem Hauptstadt-Tierpark hat den Namen Fritz bekommen.

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„Fritz passt gut zu Berlin“, sagte Direktor Andreas Knieriem nach einer Jurysitzung am Dienstagabend. Der Name sei kurz, knackig, eigenständig. „Ich finde ihn ganz wunderbar. Es ist eben ein Charaktername, der zu einem Charakterbären auch gut passt.“ Eine Namensforscherin sieht hinter der Benennung auch eine Werbestrategie.

Das Auswahlprozedere erinnerte an Filmfestivals: Drei Stunden beriet sich die siebenköpfige Jury, der auch Medienvertreter sowie Radio-Hörer und Zeitungsleser angehörten. Rund 10 000 Vorschläge waren eingegangen - sogar aus Südafrika, Japan und Neuseeland.

Manche Vorschläge sortierten die Juroren schnell aus: Lars befanden sie laut „Berliner Kurier“ für nicht originell genug. Auch für den Spitznamen eines Ex-Eishockeyspielers der Eisbären Berlin, Felle, fand sich keine Mehrheit. Die Endauswahl zwischen Kolja und Fritz ging knapp aus, mit 3:4.

Anderswo gibt es eher ein Regelwerk für Tiernamen: Im Münchner Tierpark Hellabrunn, wo Knieriem früher Chef war, bekommen etwa alle 2016 geborenen Tiere einen Namen mit Anfangsbuchstaben Q. Das gilt auch für den dortigen Eisbärennachwuchs - ein Weibchen, wie am Mittwoch bekannt wurde. Insgesamt leben in deutschen Zoos rund 30 Eisbären.

Der Kommentar zu Fritz im „Tagesspiegel“-Newsletter „Checkpoint“: „das klingt doch knut, oder?“ Knut, der Eisbären-Star des Berliner Zoo vor rund zehn Jahren, ist bei dem Thema unvermeidlich. Ihn hatte noch sein Pfleger Thomas Dörflein benannt.

Doch für den Tierpark, gelegen im Berliner Osten, ist Fritz immerhin der erste Eisbären-Nachwuchs nach 22 Jahren. Seine Mutter Tonja hatte den Kleinen am 3. November 2016 als Zwilling zur Welt gebracht - eines der Jungtiere starb jedoch. Fritz kämpfte sich ins Leben und hat schon eine große Fanschar. Das zeigt sich etwa bei Facebook, wo der Park regelmäßig Videos aus dem Stall veröffentlicht. In echt sollen Besucher Fritz erstmals im Frühjahr zu sehen bekommen.

Generell sei es selten, dass Zootiere Namen bekämen - und noch seltener, dass die Öffentlichkeit dabei mitreden könne, beobachtet die Namensforscherin Mirjam Schmuck von der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Die Vielzahl der Vögel, Reptilien, Fische und Herdentiere bleibe in der Regel namenlos. Anders als hervorgehobene Einzeltiere. „Ein Namenfindungswettbewerb ist immer auch eine Werbeaktion“, sagte Schmuck, die 2014 eine Tagung zu Tiernamen organisierte. Nur ein Tier mit Namen ziehe großes Publikum an.

Knut machte es vor: Allein 2007 bescherte er dem Zoo einen Gewinn von rund fünf Millionen Euro. Bis zu seinem Tod 2011 hatten mehr als elf Millionen Menschen den Publikumsliebling besucht. Hinzu kamen Einnahmen etwa aus Fanartikeln.

Für Wissenschaftlerin Schmuck werden Tiere mit einer Namensvergabe vermenschlicht. „Man benennt nur, was wichtig ist. Damit wird oft auch ein menschlicher Charakter unterstellt.“ Auffallend dabei: Zootiere bekämen des Öfteren veraltete Namen, die bei heutigen Kindern nicht unbedingt gängig sind. „Eisbär Max, das wäre komisch“, sagt Schmuck. Fritz dagegen - das habe mit Blick auf den Alten Fritz auch einen ironischen Zug.

Ohnehin greift bei Eisbärenjungen das typische Kindchenschema: klein und niedlich. Schon jetzt schreiben die Fritz-Fans im Netz: Fritzchen. Direktor Knieriem glaubt, dass auch Fritz sich schnell an seinen Namen gewöhnen wird - verbunden mit ein paar Leckerchen.