Biermösl Blosn nimmt Abschied: Die CSU unter 50 Prozent gespielt

Die Blasmusik-Kabarett-Truppe Biermösl Blosn gibt am Mittwoch nach mehr als 35 Jahren ihr letztes Konzert — vorerst.

Günzlhofen. Es ist wie in einer langen Ehe: Sie reden noch miteinander, haben sich aber nicht mehr viel zu sagen. Bevor der Rosenkrieg droht, gehen sie sich lieber aus dem Weg. So machen es nun auch die Well-Brüder von der bayerischen Band Biermösl Blosn. Hans, Michael und Stofferl Well wollen nach mehr als 35 Jahren nicht mehr miteinander spielen. Ehe sie in Routine zu erstarren drohten, hören sie lieber auf. Am Mittwoch spielen die Brüder ihr letztes gemeinsames Konzert.

Die Biermösl Blosn lehrte die CSU das Fürchten, prangerte das veränderte Leben auf dem Land an, die Naturzerstörung, den Wildwuchs der Industrie. Egal ob bei Demonstrationen gegen die Atomanlagen oder Autobahnen — die Biermösl Blosn packte die Instrumente aus und strich es der bayerischen Regierungspartei mit einem bösen Lied richtig dick auf.

„Immerhin haben wir die CSU unter 50 Prozent gespielt — Mission erfüllt“, schreibt Stofferl in einem „Wort zum Abschied“. „Die Beatles haben es keine elf Jahre miteinander ausgehalten, wir 35.“ Urbayerisch, wie der einstige Solo-Trompeter bei den Münchner Philharmonikern denkt, vergleicht er: „Eine Weißwurscht muss auch vor dem Zwölfeläuten gegessen werden.“

Für den 52 Jahre alten Musiker ist es „das Normalste auf der Welt, dass nach 35 Jahren nun Schluss ist“. Doch jeder Auftritt habe „einen Heidenspaß gemacht“, sagt er. Auch Michael spricht von 35 spannenden Jahren, in denen wunderbare Freundschaften entstanden seien, „wie mit den Toten Hosen oder Gerhard Polt, mit dem wir seit 32 Jahren künstlerisch und privat verbunden sind“.

Am schwersten fällt die Trennung Hans Well, dem ältesten der drei. Der 58-Jährige hatte auf den Fortbestand des Trios gesetzt. Gleich nach Bekanntwerden des Auseinandergehens im August hatte er geklagt: „Ich habe einen Stau von 30 Texten.“ Hansi, wie ihn seine 14 Geschwister der großen Well-Familie noch heute nennen, fürchtete, die Band könne ihre Identität verlieren, wenn sie nicht ständig neue Lieder schöpft.

Nach ihrem letzten Konzert am Mittwoch in Fürth trennen sich die Wege der Brüder aus dem oberbayerischen Dorf Günzlhofen. Christoph und Michael Well starten bereits am 5. Februar an den Münchner Kammerspielen neu durch. Sie proben mit ihren Schwestern von der Band Wellküren bereits für das Programm ausgerechnet mit dem Titel „Fein sein, beinander bleibn“, frei nach einem bayerischen Volkslied. Hans Well indessen plant eine gelegentliche Zusammenarbeit mit seinem kabarettistischen Vorbild Dieter Hildebrandt.