Biolek: Talkmaster mit Wohlfühlfaktor

Mehr als drei Jahrzehnte hat Alfred Biolek die deutsche TV-Landschaft geprägt. Inzwischen ist es ruhig geworden um den Moderator, der am Donnerstag 80 wird.

Foto: Horst Ossinger

Köln. Wenn Alfred Biolek seine Gäste bei „Boulevard Bio“ begrüßte, mussten sie keine spitzen Fragen befürchten. Biolek hatte andere Mittel, ihnen Geheimnisse zu entlocken. Vor einem Millionenpublikum schuf er eine private Gesprächsatmosphäre, die manchen Prominenten zum Plaudern verleitete. Das ist lange her — vor elf Jahren wurde „Boulevard Bio“ letztmals ausgestrahlt, und Biolek ist längst eine TV-Legende. Am Donnerstag wird er 80 Jahre alt.

Alfred Biolek ist nicht mehr der Alte. Er tastet sich behutsam vorwärts, seine Stimme ist brüchig geworden. Das Agile, das ihn immer gekennzeichnet hat, ist verschwunden. Ein Unfall vor vier Jahren hat sein Leben verändert. Es war 2010 nach einem Essen in Köln, als er auf der Treppe stürzte und mit dem Kopf aufschlug. Er fiel ins Koma, lag lange im Krankenhaus, hatte Erinnerungslücken, kam in die Reha. Es war damals ungewiss, ob er sich überhaupt noch einmal erholen würde. Im selben Jahr 2010 zerbrach auch die Beziehung zu seinem Freund Constantin. Doch Familienmitglieder, alte Freunde und sein späterer Adoptivsohn Scott Ritchie sprangen ein und kümmerten sich um ihn.

Alfred Biolek - die Talkshow-Legende wird 80
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Die ARD-Talksendung „Boulevard Bio“ war nur eine der vielen Stationen seiner Fernsehkarriere, die 2006 mit der letzten Ausgabe seiner ARD-Kochshow „Alfredissimo“ endete. Heute würde ihn im Fernsehen „keiner mehr nehmen“, bekannte der Talkmaster und Produzent vor eineinhalb Jahren in einem nachdenklichen Gespräch. „Meine Art, Fernsehen zu machen, war viel zu ruhig, ohne Knalleffekte. Ich habe nie harte Interviews geführt, sondern mich gut unterhalten.“

Die Unterhaltung wurde früh das Metier des Anwaltssohnes. 1963 wurde Biolek, unterdessen promovierter Jurist, Justiziar beim ZDF. Doch schon nach kurzer Zeit wechselte er in die Unterhaltungs- und Informationssparte des Mainzer Senders: Er arbeitete in der Redaktion des ZDF-Magazins „Drehscheibe“ und moderierte Sendungen wie „Tipps für Autofahrer“ und „Urlaub nach Maß“. Schnell wurde Biolek zum stellvertretenden ZDF-Unterhaltungschef. 1970 wechselte Biolek als Produzent zur „Bavaria Film“ nach München, wo er später die ARD-Samstagabendshow „Am laufenden Band“ mit Moderator Rudi Carrell produzierte.

Den Durchbruch als Moderator schaffte er ab 1976 in der WDR-Talkreihe „Kölner Treff“. Danach war Biolek regelmäßiger Gast auf dem Bildschirm: Nach Sendungen wie „Bio’s Bahnhof“, „Bei Bio“, „Show-Bühne“ und der Spielshow „Mensch Meier“ ging schließlich 1991 „Boulevard Bio“ auf Sendung.

Nach seinem Abschied vom Bildschirm 2006 schloss Biolek eine Rückkehr vor die Kamera aus: „Ich habe auf dem Höhepunkt aufgehört, besser konnte ich nicht werden“, sagte er.

Die meisten Freunde, mit denen er am Donnerstag in Köln zusammen ist, entstammen nicht mehr der TV-Welt: „Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich mit den Kollegen keinen guten Kontakt gehabt hätte. Die leben nur fast alle woanders. Und ich reise nicht mehr so viel. Wenn man älter wird, dann werden die Kreise kleiner.“