Bisschen Politik und viel Party beim „Zug der Liebe“

Berlin (dpa) - Weit mehr als 10 000 Menschen haben laut Polizei beim „Zug der Liebe“ in den Straßen Berlins zu elektronischer Musik gefeiert. Es gehe darum, ein Zeichen für die Liebe zu setzen, sagten die Organisatoren.

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Als Neuauflage der Loveparade wollten sie ihre Veranstaltung nicht verstanden wissen. Das Unglück bei der Loveparade in Duisburg, als 21 Menschen bei einer Massenpanik starben, hatte sich am Freitag zum fünften Mal gejährt. Der „Zug der Liebe“ war als Demonstration mit politischen Botschaften angemeldet. „Mehr Mitgefühl, mehr Nächstenliebe und soziales Engagement“ hießen die zentralen Anliegen. Sponsoring und Werbung waren tabu.

Der Umzug mit 15 bunten Wagen von Clubs und Vereinen der alternativen Szene startete am Samstagnachmittag im Stadtteil Friedrichshain und mied das Stadzentrum mit Tiergarten und Brandenburger Tor. Über Prenzlauer Berg ging es vielmehr durch Kreuzberg bis nach Treptow auf einer Strecke von rund zehn Kilometern. Bei sonnigem, aber windigem Wetter folgte das Partyvolk tanzend und trinkend den Wagen.

Manche der Gefährte waren geschmückt: Auf einem Wagen mit dem Thema „Erhalt von Grünflächen“ gab es etwa rosafarbene Plastikflamingos. Ein anderer Wagen bestand aus nicht viel mehr als einer Discokugel, die in zwei Meter Höhe hing. Manche Teilnehmer waren wild verkleidet: Ein Mann trug etwa eine violette Perücke und eine aufblasbare Palme auf dem Rücken. Andere waren nur spärlich bekleidet.

Eine Gruppe von jungen Frauen trug uniforme rote T-Shirts, die sie als Teil eines Junggesellinnenabschieds identifizierte. Shirts mit politischen Botschaften waren Mangelware.

Bevor die Massen in der Petersburger Straße loszogen, hielten Vertreter der teilnehmenden Vereine bei einer Auftaktkundgebung Reden - etwa über „ein tolerantes Zusammenleben ohne Pegida“. Dann sollten sich die Feierwütigen Wagen mit den politischen Botschaften suchen, die sie am meisten interessierten, und ihnen folgen. Oft war es aber eher die Musik, die bei der Entscheidung den Ausschlag gab.

„TTIP finde ich schon scheiße“, sagte ein junge Mann namens Jochen, der hinter einem Wagen mit dem Motto „Stop TTIP“ her tanzte. Es ging also darum, gegen das Freihandelsabkommen zu protestieren. „Gegen Volkshintergehung“ stand auf einer Seite des Wagens. „Die legen aber auch echt geile Musik auf“, meinte Jochen grinsend.

Für viele Teilnehmer war der Unterschied zur früheren Berliner Loveparade oder einem anderen großen Rave kaum merkbar. Er sei vor allem zum Feiern gekommen, „aber ich finde es nicht schlecht, dass es unkommerzieller ist“, sagte Martin aus Leipzig. Für ihn sei das gemeinsame Feiern wirkliche Liebe, sagte Martin. „Dieses große Weltfrieden-Ding: Ich glaube, das gibt es nicht.“