Blumen-Auktion: Immer wieder Rosen

In Straelen am Niederrhein ersteigern Händler Schnittblumen und Topfpflanzen. Vor Muttertag blüht das Geschäft. Ein Blick hinter die Kulissen.

Straelen-Herongen. Die digitalen Anzeigen in der Versteigerungshalle blinken und blenden Zahlenfolgen ein. Blumen und Topfpflanzen flimmern über die Bildschirme — weiße und rosafarbene Lilien, kunterbunte Ranunkeln und immer wieder Rosen.

Mehr als 500 Blumenhändler verfolgen von ihren Sitzplätzen aus konzentriert die Angebote, versuchen, aus der Ferne die Qualität der Blüten einzuschätzen, die auf großen Wagen durch die Auktionshalle gerollt werden. Kellnerinnen mit schwer beladenen Tabletts eilen die Treppen auf und ab und versorgen die Geschäftsleute mit Kaffee, Toast und Spiegelei — viele Kunden sind schon seit dem Morgengrauen da.

In der Woche vor Muttertag herrscht Hochbetrieb bei der Blumenversteigerung Veiling Rhein-Maas in Straelen-Herongen. Jeden Tag reisen Blumenhändler aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden an die holländische Grenze, um Schnittblumen und Topfpflanzen aus aller Welt zu erstehen.

Aus Israel und Äthiopien, aber auch aus Holland und Deutschland kommen die Pflanzen. Teilweise sind die Blumen seit dem Anschnitt drei bis vier Tage unterwegs und werden vor Ort dann ein zweites Mal angeschnitten.

Auf Anzeige Nummer 3 werden Rosen der Sorte „Avalanche Peach“ feilgeboten. Langstielig und in zartem bis kräftigem Pfirsichton, perfekt für den besonderen Anlass. 27 Einheiten mit je 70 Stielen sind zu haben. Auf einer Uhr können die Käufer die Preisentwicklung beobachten: Die Blumen werden im Laufe der Versteigerung immer günstiger — allerdings auch immer weniger.

Wer unbedingt Avalanche Peach braucht, schlägt sicherheitshalber schnell zu und zahlt mehr. Zocker warten ab und nehmen die Reste — wenn es denn welche gibt. Die Händler drücken zum Kauf einen Knopf und geben über ihr Mikrofon durch, wie viele Einheiten sie möchten. Nach knapp 30 Sekunden sind Avalanche Peach vergriffen. Creme-de-la-Creme-Rosen rücken auf die Anzeige.

Händler Johannes Claeßens aus Wachtendonk sitzt bereits seit 5.30 Uhr an seinem Pult und versucht, die schönsten Blüten zu den besten Preisen zu ergattern. Rund 40 Floristen in Mönchengladbach und dem Kreis Viersen verlassen sich darauf, dass er ihnen zu Muttertag die gewünschte Ware liefert.

„Fünf Stunden hier zu sitzen, ist wie zehn Stunden Arbeit“, sagt Claeßens. Alle Anzeigen im Blick zu halten, sei eine immense Herausforderung. Und viele Blumen sind bereits bei ihm bestellt — vor Muttertag besonders „Rosen jeder Sorte“, aber auch Alium und Rittersporn.

„Heute sind rote Rosen relativ günstig“, wundert sich Claeßens. „Viele haben offenbar Sorge, dass die Leute den freien Tag nutzen, übers Wochenende wegfahren — und keine Blumen kaufen.“

„Der Muttertag ist sehr wichtig für die Branche“, sagt Geschäftsführer Ruud Knorr.

Der Feiertag Christi Himmelfahrt in der Woche davor machte sich beim Umsatz negativ bemerkbar. Positiv jedoch wirke sich das sonnige Wetter der vergangenen Tage aus. „Diese Woche war der Abverkauf sehr gut“, sagt Knorr. Eine wahre Wohltat nach dem frostigen Frühjahr.

„So einen schlechten März habe ich noch nie erlebt“, fügt er hinzu. „Die niedrigen Temperaturen haben sowohl der Produktion geschadet als auch dem Verkauf, weil es zu kalt war, um Pflanzen in den Garten zu stellen.“ Bis Anfang Juli, dem Ende der Hauptsaison, hofft er auf bessere Bedingungen.

7.40 Uhr: Die Anzeigen frieren ein, um den Blumenhändlern eine kurze Verschnaufpause zu gönnen. Alles strömt nach draußen — auf eine Zigarette, zum Telefonieren. Oder einfach, um einen Moment Ruhe zu finden. Bis Mittag ist der Blumenumschlagplatz derzeit geöffnet. „In den vier Hauptmonaten machen wir 60 Prozent unseres Jahresumsatzes“, sagt Knorr. „Im November sind wir schon um 8.30 Uhr mit der Auktion durch.“

Pause auch hinter den Kulissen. Stillstand in einem immensen Komplex aus Lagerhallen, Büroräumen und Anfahrtsflächen für Last- und Lieferwagen, wo sonst auf zehn Kilometern Kettenbahnen die Blumenkarren durch die Gebäude ziehen, bevor Lagerarbeiter die verkaufte Ware sortieren und zu den Lieferpunkten der Händler transportieren.

Die Arbeiter sitzen bei einer Tasse Kaffee — bis zum Gong. Punkt acht schwingen sich alle auf die kleinen Transportwagen und pesen davon. Dass niemand zusammenstößt, grenzt an ein Wunder.

Und auch die Händler sind alle wieder an ihren Pulten, Headset am Kopf, Stift in der Hand, konzentrierter Blick auf die Preisuhren. Denn noch ist das Muttertagsgeschäft nicht vorbei.