Bono: Ein Rockstar will die Welt retten
Porträt: U2-Sänger Bono muss für sein soziales Engagement auch Kritik einstecken. Am Montag wird er 50 Jahre.
Dublin. Bono ist vieles: Popstar, Weltverbesserer, Politiker-Beschwörer, Promi-Händeschüttler, lebende Musiklegende, Sonnenbrillenträger und mehr. Auch ist der irische Musiker der wohl einzige Mensch, der für Oscar und Golden Globe nominiert wurde, mehrere Grammys hat, Dank der britischen Queen ein Ritter und obendrein noch für den Friedensnobelpreis im Gespräch ist. Am 10. Mai wird der Frontman der legendären Band U2 ein halbes Jahrhundert alt.
Seine Fans verehren ihn, seine Musik und seine Bandkollegen wie Götter. Bonos Kritiker werfen ihm Sucht nach Aufmerksamkeit vor. "Er ist ein Dichter, ein Philosoph. Und ich glaube, ich habe ihn letzte Nacht übers Wasser gehen sehen", soll Rolling Stones-Sänger Mick Jagger gelästert haben. Eric Clapton meinte, Musiker sollten sich nicht wie Politiker aufführen. Fotos mit dem Papst, den Präsidenten vieler wichtiger Länder und unzählige Auftritte auf der Weltbühne - ist das Einsatz für das Gute oder Sucht nach Berühmtheit? Wie passen der Kampf gegen die Armut, gegen Aids und der Einsatz für gerechten Welthandel mit dem eigenen luxuriösen Lebensstil zusammen?
Bono hat solche Fragen hundertfach gestellt bekommen und überhört sie mittlerweile einfach. "Das ist eine Sache, mit der man mich festzunageln oder zu enttarnen versucht. Mit der man mich und alles, was ich tue, infrage stellen möchte", sagte er einmal in einem Interview. "Und das finde ich traurig." Schließlich mache er nichts anderes als jeder Mensch, der Geld verdient: "Ich lege es an und zwar so, dass es nicht weniger, sondern mehr wird. Das bedeutet ja nicht, dass ich gewissenlos bin und über Leichen gehe. Was mein Engagement betrifft: Ich tue nur Sachen, hinter denen ich hundertprozentig stehe und die nichts mit U2 zu tun haben."
Außerdem habe er schon lange gemerkt, dass es eher von Vorteil sei, reich und berühmt zu sein, wenn man Gutes tun wolle. Er sei eben Geschäftsmann, erklärte er bei einer anderen Gelegenheit: "Aber nicht jeder Geschäftsmann versucht, die globale Armut zu bekämpfen und die Reichen und Mächtigen zu mehr Spenden und zu mehr Großzügigkeit zu motivieren."
Die Band U2 ist die Konstante in Bonos Leben. U2 war eine der bedeutendsten Gruppen der 1980er Jahre. Hymnen wie "I still haven’t found what I’m looking for" sind bis heute Verkaufsschlager. Und bis heute ist U2 regelmäßig auf Tour und bringt Neues heraus.
Bonos zweite feste Linie ist seine Familie. Mit seiner Frau Alison Stewart will er seinen vier Kindern das geben, was ihm in seiner eigenen Kindheit fehlte. Bonos Mutter war protestantisch, sein Vater katholisch. Die Eltern entschieden sich, Bono und seinen Bruder protestantisch zu erziehen - der Junge stand von Anfang an zwischen den Konfliktlinien.
Später ging er auf die erste Schule in Dublin mit gemischten Konfessionen. Nachdem seine Mutter starb, als er 15 Jahre alt war, hatte er oft Probleme mit seinem Vater. Seine Musik und seine Freunde halfen ihm - und gaben ihm auch den Namen, unter dem er später weltberühmt werden sollte. Wegen seiner guten Stimme benannten sie ihn nach einem Hörgeräteladen in der Dubliner Innenstadt "Bono Vox".