Stabschef: „Gefälschter Pass“ Boris Beckers diplomatische Immunität weiter umstritten
London/Bangui/Frankfurt (dpa) - Der Streit um die angebliche diplomatische Immunität von Tennis-Legende Boris Becker (50) geht in die nächste Runde. Eine Sitzung dazu am Londoner High Court endete am Montag dem britischen Sender ITV zufolge zunächst ohne endgültige Entscheidung.
Bis das Gericht über die Immunität Beckers befunden habe, solle das Insolvenzverfahren aber vorerst bestehen bleiben.
Eine weitere Anhörung finde nicht vor dem 5. Oktober statt, zitierte ITV den Richter. Die britischen Insolvenzverwalter und das Gericht wollten dies am Dienstag nicht bestätigen oder kommentieren.
Eigentlich hätte das Verfahren diese Woche auslaufen sollen, Becker wäre schuldenfrei gewesen. Doch Insolvenzverwalter Mark Ford hatte einen Antrag auf Verlängerung gestellt: Er wirft Becker mangelnde Kooperation vor. Ford verlangt zum Beispiel Auskunft über den Verbleib eines Teils von Beckers Trophäen.
Auch in Liebesdingen läuft es für den Ex-Tennis-Star derzeit nicht gut. Die Scheidung von seiner Ehefrau Lilly (41) sei bereits eingereicht, sagte Becker der „Bild“-Zeitung. „Es gibt kein Zurück. Wir haben das schon vor einigen Wochen in die Wege geleitet.“ Auch der Auszug aus dem gemeinsamen Mietshaus im Londoner Stadtteil Wimbledon ist dem Blatt zufolge beschlossene Sache.
Mit Blick auf das Insolvenzverfahren hatten Beckers Anwälte in der vergangenen Woche Aufsehen erregt - mit der Mitteilung, der Ex-Sportstar sei rechtlich nicht mehr zu belangen, und zwar wegen diplomatischer Immunität. Sie beriefen sich dabei auf einen ehrenamtlichen Posten, den Becker im April an der zentralafrikanischen Botschaft in Brüssel übernommen hatte.
Doch das wies der Außenminister der Zentralafrikanischen Republik einem Bericht der „Welt“ zufolge am Montag zurück. Becker genieße keine diplomatische Immunität, sagte Charles Armel Doubane der Zeitung. „Wir wollen nicht, dass Boris Beckers inoffizielle Position für unser Land mit seinen finanziellen Problemen assoziiert wird. Wir sagen klar, dass unser Land bei jeglichen rechtlichen Verfahren gegen Boris Becker die Justiz in keinerlei Weise behindern wird.“
Sein Land trete für Rechtsstaatlichkeit ein, so Doubane. Deshalb könne „die Zentralafrikanische Republik Boris Becker vor einem Gericht nicht schützen“. Sein Stabschef Chérubin Moroubama sagte zudem der Deutschen Presse-Agentur, es handele sich beim Diplomatendokument von Becker um einen „gefälschten Pass“. Beim Außenministerium sei für Becker kein offizieller Diplomatenpass registriert.
Das Ministerium widersprach damit dem eigenen Botschafter in Brüssel. Der war Becker am Sonntag zur Seite gesprungen: Der Deutschen Welle sagte er, der Ex-Tennisstar besitze einen Diplomatenpass und könne sich in einem Insolvenzverfahren auf diplomatische Immunität berufen. Später veröffentlichte die Botschaft sogar eine Mitteilung, die Beckers Diplomatenstatus bestätigte.
Auf der Website der Botschaft war Becker als „Attaché für die Beschaffung von Mitteln für sportliche, kulturelle und humanitäre Angelegenheiten“ bezeichnet worden. Der Eintrag wurde aber später gelöscht.
Doubane bestätigte, dass es zu einem Treffen zwischen Becker und dem Zentralafrikanischen Präsidenten Faustin Archange Touadéra gekommen sei. Er bestätigte auch, dass es dabei darum ging, wie Becker dem Land Kontakte in Sachen Sportförderung vermitteln könne. Zum „offiziellen Diplomaten“ sei Becker dadurch aber nicht geworden.
Becker selbst meldete sich am Dienstag zu dem Pass-Gezerre zu Wort. „Es ist aber nun eine Realität, es ist ein Fakt, dass ich heute Diplomat von Zentralafrika bin“, sagte er in einem per Video veröffentlichten Interview vom „Top Magazin Frankfurt“. Sein Posten als „Attaché für die Beschaffung von Mitteln für sportliche, kulturelle und humanitäre Angelegenheiten“ habe nichts mit einem laufenden Insolvenzverfahren gegen ihn zu tun. Es sei „richtig, dass mein Diplomatenstatus einige Privilegien beinhaltet. Zum Beispiel Immunität bei den besonderen Fällen, das muss man prüfen, aber das ist für mich nicht vordergründig wichtig.“ Er persönlich habe vom Botschafter der Zentralafrikanischen Republik im April den „Pass“ bekommen.