Brand auf Nordseefähre: Fall wird nach 24 Jahren neu aufgerollt
Oslo (dpa) - 159 Tote und ein ungeheuerlicher Verdacht: Ein Feuer auf einer Nordseefähre schockt 1990 ganz Skandinavien. Die Umstände scheinen geklärt. Doch zwei Jahrzehnte später stoßen Experten auf Ungereimtheiten.
„Einzelne Aspekte des Falls sind nicht gut genug beleuchtet worden“, erklärte der Osloer Polizeichef Hans Sverre Sjøvold nach der Veröffentlichung eines Berichts zu dem Unglück der „Scandinavian Star“-Fähre im Skagerrak am 7. April 1990.
Experten hatten im vergangenen Jahr die Vermutung geäußert, dass finanzielle Motive bei dem verheerenden Brand eine Rolle gespielt haben könnten: Demnach sollen Besatzungsmitglieder das Feuer auf offener See im Auftrag ihrer Chefs gelegt haben. Ziel sollte ein Versicherungsbetrug der Reederei gewesen sein.
Anlass für den ungeheuerlichen Verdacht war etwa, dass der Eigner die Fähre kurz vor dem Unglück neu und auffällig hoch versichert haben soll. Laut einem Zeugen soll der Maschinenchef der Fähre später einen „Umschlag mit 800 000 Kronen“ (heute: knapp 100 000 Euro) bekommen haben.
In eine solche Richtung sei zu Beginn nicht gründlich genug ermittelt worden, heißt es jetzt. Auch die Beweise gegen einen dänischen Lastwagenfahrer, der selbst ums Leben kam und als der Brandstifter gegolten hatte, erschienen „unzureichend“.
„Obwohl es keine neuen Erkenntnisse in der Sache gibt, habe ich mich (...) entschlossen, in Teilen neue Ermittlungen zu empfehlen“, so Sjøvold. „Es ist keinesfalls sicher, dass es nach so langer Zeit ein Strafverfahren geben kann. Aber das „Scandinavian Star“-Unglück ist eine nationale Tragödie, und wir schulden es den vielen Angehörigen, so gute Antworten wie möglich zu finden.“
Fast alle der 159 Reisenden, die bei dem Brand ums Leben kamen, waren von den Flammen im Schlaf überrascht worden und in ihren Kabinen erstickt.