Brandkatastrophe in Disco: 232 Tote in Brasilien (mit Video)
Porto Alegre (dpa) - Die Disco wurde zur Todesfalle: Mindestens 232 junge Menschen sind bei einem Brand in einem Nachtclub in Brasilien ums Leben gekommen.
Hochgiftige Dämpfe lösten am Sonntag eine Massenpanik unter den Feiernden aus, viele Besucher rannten verzweifelt um ihr Leben. Die Sicherheitskräfte der Diskothek „Kiss“ hatten laut Feuerwehr offenbar eine zentrale Tür verriegelt. Die Polizei hatte zunächst von 245 Toten berichtet. Präsidentin Dilma Rousseff brach eine Auslandsreise ab.
Zu der Tragödie in der Universitätsstadt Santa Maria im Süden des Landes kam es nach ersten Erkenntnissen, als eine Band während ihrer Show eine Leuchtfackel entzündete. Die Funken setzen vermutlich das Dämmmaterial aus Isolierschaum an der Decke in Brand. Es verbreitete sich ein hochgiftiger Rauch. Die meisten Opfer erstickten.
Bei der Katastrophe, die sich gegen 02.30 Uhr ereignete, starben 232 Menschen, mehr als 100 erlitten Verletzungen. Die Polizei hatte zunächst offiziell 245 Todesopfer gemeldet. Diese Zahl wurde dann im Laufe des Sonntags korrigiert. Bis zum Sonntagmittag waren alle Leichen aus den Trümmern geborgen. Nun soll untersucht werden, ob es ausreichend Notausgänge gab.
Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Feuerwehrleute und Besucher verzweifelt Körper aus dem völlig verqualmten Eingang ziehen. Die Bilder zeigten auch viele auf dem Boden liegende Leichen. Sie wiesen aber keine Brandverletzungen auf. In der Diskothek konnten bis 2000 Besucher feiern. Wie viele Menschen in der Nacht zum Sonntag tatsächlich in dem Gebäude waren, war zunächst aber unklar.
„Ich bin 40 Jahre bei der Feuerwehr, aber eine Tragödie solchen Ausmaßes habe ich noch nicht gesehen“, sagte Feuerwehrmann Moisés da Silva Fuchs. Vor dem Gebäude versammelten sich hunderte Angehörige und Freunde, die voller Angst auf Nachricht warteten.
Brasiliens Staatschefin Rousseff zeigte sich in Santigo de Chile tief betroffen von der Tragödie. Sie versprach alles nur Mögliche zu tun, um den Angehörigen und Opfern zu helfen. „Ich möchte den Brasilianern und der Bevölkerung von Santa Maria sagen, dass wir in diesem traurigem Moment zusammenstehen“, erklärte sie, bevor sie den EU-Lateinamerikagipfel verließ.
Die Krankenhäuser in dem südbrasilianischen Bundesstaat waren in höchster Alarmbereitschaft. „Wir haben den ganzen Bundesstaat mobilisiert, die Hospitäler verschiedener Regionen sind bereit zu helfen“, sagte der Gesundheitsminister des Bundesstaates Rio Grande do Sul, Ciro Simoni.
Die 270 000-Einwohner-Stadt Santa Maria ordnete eine 30-tägige Staatstrauer an. Santa Maria ist etwa 300 Kilometer von Porto Alegre entfernt und Standort einer der größten öffentlichen Universitäten des Landes. Zudem ist die Stadt auch durch ihre große Heeres- und Luftwaffenstützpunkte bekannt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ebenfalls an dem Gipfel in Chile teilnahm, sprach Rousseff ihr Beileid aus. Auch Außenminister Guido Westerwelle äußerte sich betroffen. „Ich bin zutiefst bestürzt über dieses furchtbare Unglück und möchte den Brasilianern mein tief empfundenes Mitgefühl aussprechen“, erklärte er nach Angaben des Auswärtigen Amtes.