Braunkohle: Gutachten - Tagebaue sind sicher

Expertise fürs Rheinland nach Erdrutsch von Nachterstedt.

Düren. Christa Thobens Gesichtsausdruck ist ministeriell-staatstragend, als sie auf den Anlass des soeben vorgestellten Gutachtens zu sprechen kommt: "Wir nehmen die Sorgen der Menschen im rheinischen Revier sehr ernst, deshalb haben wir diese Untersuchung durchgeführt. Präzision und Sorgfalt sind dabei wichtiger als Schlagzeilen."

Das klingt gut. Zumal kurz vor einer Kommunalwahl. Die gute Botschaft der NRW-Wirtschaftsministerin (CDU): Die drei Braunkohlentagebaue im rheinischen Revier (Garzweiler, Hambach, Inden) sind sicher und mit ihnen auch die im Umfeld der Abbruchkanten lebende Bevölkerung.

Das ist das Ergebnis eines elfseitigen Gutachtens des geologischen Dienstes und der Bergaufsicht, das am Donnerstag im Bergamt Düren vorgestellt wurde.

Zweifel an der Beherrschbarkeit der Tagebaue waren aufgekommen, als am 18. Juli Häuser in Nachterstedt in Sachsen-Anhalt bei einem Erdrutsch in einem Tagebaurestloch weggerissen wurden.

Vor allem im Umkreis des Tagebaus Inden, wo nach dem Ende des Tagebaus im Jahr 2030 der mit elf Quadratkilometern größte künstliche See in ganz NRW entstehen soll, war danach die Frage aufgekommen, ob eine Wasserverfüllung des Restlochs noch verantwortbar sei.

Das Urteil der Experten lässt daran keinen Zweifel: Die geologischen Verhältnisse im rheinischen Revier seien mit denen in Nachterstedt nicht zu vergleichen, die Gefahr eines "Setzungsrutsches", der vermuteten Unglücksursache in Sachsen-Anhalt, nicht gegeben.

Hauptargument dafür ist, dass es sich im rheinischen Revier um gewachsene Böden handele, während die Böschung in Nachterstedt künstlich aufgeschüttet worden sei.

Zudem sei die Wohnbebauung im Rheinland rund 300 Meter von der Abbruchkante entfernt, im Osten seien es nur rund 100 Meter gewesen. "Es gibt keine Sicherheitsbedenken für die Menschen im rheinischen Revier", fasst Thoben das Gutachten zusammen.

Die Kritiker wird sie kaum überzeugen. Hans Wabbel, Dürener Baudezernent und Gegner des Indesees, kündigt bereits an: "Auf unsere Entscheidung gegen den See hat das Gutachten keinen Einfluss." Die Stadt will Klage beim Landesverfassungsgericht einreichen.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz sprach von einer "vorschnellen Entwarnung", die fahrlässig sei. Erfahrungen mit Restlöchern und Restseen der geplanten Größenordnung gebe es nicht. Niemand wisse derzeit, ob die Folgen des erst Jahrzehnte nach Ende des Tagebaus ansteigenden Grundwassers beherrschbar seien.