Bryan Adams zeigt Fotos verstümmelter Soldaten
Düsseldorf (dpa) - Natürlich ist es für einen weltberühmten Rockstar wie Bryan Adams, der noch heute Stadien füllt, kein großes Problem, Zugang zu anderen Stars zu finden.
Seit rund zwölf Jahren holt der kanadische Musiker mit den zahlreichen Nummer-eins-Hits („Summer of '69“, „Run to You“) Promis wie Mickey Rourke, Amy Winehouse, Sting, Mick Jagger, Victoria Beckham oder Kate Moss vor die Kamera.
Doch der 53-jährige Rockmusiker und Komponist kann weit mehr: In einer erschütternden Serie präsentiert er erstmals Fotos junger, verstümmelter und vernarbter britischer Soldaten, die für ihr Leben gezeichnet aus dem Afghanistan-Einsatz in ihre Heimat zurückkehrten. Die Aufnahmen sind Teil der nach seinen Angaben bisher größten Ausstellung seiner Fotos, die an diesem Samstag im Düsseldorfer NRW-Forum eröffnet wird (bis 22. Mai).
Größer könnte der Bruch nicht sein: hier rund 150 Porträts von Menschen aus einer schillernden Kunstwelt, dort vom Krieg zerstörte Leben unbekannter Soldaten. Und doch lässt Adams den versehrten jungen Männern immer ihre Würde. „Keiner hatte das Gefühl, geschlagen zu sein“, sagt Adams über seine Gespräche mit den Kriegsheimkehrern. „Sie lassen es nicht zu, dass ihre Behinderung sie vom Leben trennt.“
So wie Adams Mick Jagger oder Sting ablichtet, so setzt er auch den Soldaten Craig Woods mit seinen zwei Beinprothesen und einer Handprothese in Szene. Der Blick ist geprägt von Traurigkeit und zugleich Zweckoptimismus. Mund und Nase von Corporal Ricky Fergusson sind vernarbt. Ein zweites Bild zeigt seine Hände auf der ordensgeschmückten Brust: Sechs Finger fehlen.
Im künstlichen Auge von Corporal Simon Brown spiegelt sich die britische Flagge, der Union Jack. Schön wie ein Model ist der Soldat Karl Hinett, wie er seinen durchtrainierten Körper präsentiert. Die Nahaufnahme des Bauchs zeigt die Folgen einer Hauttransplantation. „Unscarred“ steht auf dem Tattoo unter dem Bauchnabel, und das bedeutet „narbenlos“.
Adams will den Optimismus der Soldaten darstellen, für die das Leben trotzdem weitergeht. Einige hätten nach ihrem Einsatz Familie gegründet, sagt er. „Sie kamen mit Familien und Freunden zum Fotoshooting“, sagt er der Nachrichtenagentur dpa. „Es gab immer diesen Kameradschaftsgeist.“ Er sei immer ein „Pazifist“ gewesen, sagt Adams. Er hält die Einsätze in Afghanistan und im Irak für falsch. „Aber wer bin ich schon?“, sagt der in seinem Auftreten immer bescheidene weltbekannte Star.
„Bryan Adams - exposed“ ist der Titel der Ausstellung. Adams kann auf der Bühne vor Tausenden Menschen rocken, als Fotograf nimmt er sich zurück. Da man sich unter Stars kenne, werde er auch meist zurückgerufen, sagt er. „Aber das heißt nicht, dass sie sich gleich fotografieren ließen“, betont er. „Viele wollen erst meine Arbeiten sehen.“
Die Arbeiten - das sind etwa: die kühle Erotik von Monica Bellucci; Jerry Hall auf einer Luftmatratze im blauen Pool; Schauspieler Udo Kier fläzt sich im roten Anzug auf einem barocken Sofa. Victoria Beckham wirkt wie eine stolze Amazone, wie sie mit entblößtem Bein auf einem wie eine gefährliche Waffe aussehenden Fahrrad sitzt. Auch in der Welt der Stars ist Adams ein Fotograf, der die Abgründe des schönen Scheins einfängt. Das wird bei Mickey Rourke deutlich, dessen einsames und verlebtes Gesicht die Kehrseite des Ruhms zu spiegeln scheint.
Sogar der Queen konnte Adams ein entspanntes Lächeln entlocken. Er fotografierte die britische Monarchin in einem Vorraum des Buckingham Palace auf einem Stuhl, neben ihr stehen Gummistiefel.