Heino ärgert „Mit freundlichen Grüßen“ die Rockwelt
Hamburg (dpa) - Heino (74) meldet sich mit einem neuen Album zurück und mischt damit die Musikwelt auf. Denn der Schlagerstar („Blau blüht der Enzian“) hat für die neue Platte Hits bekannter Rock- und Punkbands aufgenommen - ohne diese vorher zu fragen.
Auf dem am Freitag veröffentlichten Album „Mit freundlichen Grüßen“ sind Songs wie „Junge“ von den Ärzten, „Haus am See“ von Peter Fox und „Sonne“ von Rammstein. Heino selbst bezeichnet sein Werk als eine „persönliche Hommage an die deutsche Rock- und Popmusik“. Ironie sei nicht im Spiel. Die Rock-Szene sieht das anders. Deren Reaktion betitelte die „Bild“-Zeitung am vergangenen Donnerstag schon als „Rocker-Krieg gegen Heino“. Demnach gingen Rammstein und Die Ärzte wegen des Albums auf die Barrikaden. Dies hatten beide Bands umgehend zurückgewiesen. Aber auch Heino-Manager Jan Mewes verwies in der vergangenen Woche auf eine Nachricht von Heinos Plattenfirma Starwatch Entertainment, wonach die Ärzte mit einer sechsstelligen Schadenersatzklage drohten, falls das bereits produziertes „Junge“-Video veröffentlicht und für Werbezwecke genutzt wird.
Nach Ansicht von Heino hat der Ärzte-Song Potenzial zum Volkslied. „Da sind zum Teil sehr volkstümliche Passagen drin wie: "Junge, brich deiner Mutter nicht das Herz"“, sagte Heino am Freitag dem privaten Radiosender RPR1. Der Sänger zog eine Parallele zu Freddy Quinns „Junge, komm bald wieder“: „Da sind viele Erkennungsmerkmale, die mir auch sehr entgegenkommen.“
Eine musikalische Herausforderung sei die Aufnahme des neuen Albums nicht gewesen . Das Lied „Blau blüht der Enzian“ zu singen, habe ihn mehr angestrengt als das Lied „Sonne“ von Rammstein. Der Sänger bestritt, dass bei dem Projekt Ironie im Spiel war. „Das, was ich singe, singe ich mit reiner Überzeugung.“ Und falls es ein Erfolg werde, hätten die gecoverten Musiker auch etwas von den Einnahmen, denn sie hätten ja die Rechte an Texten und Musik. „Da sollte man sich nicht beschweren.“
Rechtlich sieht es für die Gegenwehr von den Ärzten und Co. eher mau aus. Denn solange Heino unveränderte Cover der Lieder singt, ist er aus dem Schneider. Die „Süddeutsche Zeitung“ beschrieb dieses rechtliche Schlupfloch in der vergangenen Woche so: „Und wer hat das ermöglicht? Das deutsche Urheberrecht, das Plagiate erlaubt, wenn sie unverfälscht und gebührenpflichtig produziert werden.“
Mit der Idee, Rocksongs zu covern, könnte Heino Erfolg haben: Beim Versandhändler Amazon nahm das Album am Tag der Veröffentlichung die Spitzenposition ein.