Bundeskunsthalle widmet Romy Schneider große Ausstellung
Bonn (dpa) - Romy Schneider: Das ist natürlich Sissi, das ist großes Kino, das ist Kult, das bebt und ist internationale Spitzenklasse. Doch eine große Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn setzt den Schwerpunkt nicht so sehr auf den Glamour-Aspekt.
Für Kuratorin Daniela Sannwald ist ein bedeutender Punkt, dass der Weltstar „in allen Lebenslagen gearbeitet“ hat. Und: „Sie altert nicht, nicht auf den Fotos, nicht ihre Filme. Sie ist immer authentisch.“
Romy Schneider starb vor 30 Jahren, am 29. Mai 1982. Da hatte sie zwei Scheidungen und den Unfalltod des Sohnes hinter sich. Aber gearbeitet hat sie bis zuletzt. „Sie verfügte über eine große Professionalität. Sie hat unglaublich viel und konzentriert gearbeitet“, sagt Sannwald. Die Arbeit sei nach ihrem Empfinden überhaupt der Schlüssel zu dieser Persönlichkeit. Sannwald hat bereits die Ausstellungen zum Thema Romy Schneider in der Deutschen Kinemathek 2009 und in Paris 2011 kuratiert.
Ist sie speziell Romy-Schneider-Fan? Eine persönliche Vorliebe für die Schauspielerin habe sie nicht entwickelt, sagt die Filmhistorikerin. Aber gleichgültig ist ihr die Schneider wohl auch nicht. Immerhin liefert Sannwald in Bonn eine Ausstellung (5. April bis 24. Juni) ab, die viermal so groß wie die in Berlin ist und auch die Pariser Schau noch einmal übertrumpft.
Wer eine Ausstellung über Filmschauspieler macht, der muss Bilder zeigen: bewegte ebenso wie Standfotos. Davon gibt es in Bonn genug. Am Anfang der Schau steht „Sissi“, die Filmtrilogie, die in den 50er Jahren den Grundstein für die Karriere bildet. Bilder vom Set, Bilder mit der Mutter, der UFA-Schauspielerin Magda Schneider, Bilder von beiden in New York. Zu sehen sind auch alte Filmplakate.
Als Kaiserin Elisabeth von Österreich wird Romy zur Kultfigur in der Bundesrepublik und großen Teilen Europas. Als Teil Vier der Sissi-Filme ansteht, streikt Romy - sie will nicht mehr. Sie schlägt die für die Rolle angebotene eine Million Mark aus und geht nach Paris. Dort zieht sie mit Alain Delon zusammen. Ein Skandal für das miefige Nachkriegsdeutschland, dessen Bewohner diesen netten - wenn auch manchmal vorlauten - Teenager so vergöttern.
Auf 750 bis 800 Objekte schätzt Sannwald die ausgestellten Schaustücke der Ausstellung. Das sind überwiegend Fotos. Sehenswert sind auch Filmplakate, unter denen sich auch einige für Erstaufführungen befinden. Hinzu kommen handschriftliche Briefe der Künstlerin. Alles in allem genug, um sich sattzusehen - nicht nur für Romy-Schneider-Fans.
Als sehr großzügiger Leihgeber erwies sich Alain Delon. Er steuerte neben vielen Fotos auch das Kostüm bei, in dem Romy 1961 an seiner Seite in Paris in dem Theaterstück „Schade, dass sie eine Dirne ist“ von John Treford im Théatre de Paris auftrat.
Das absolutes Highlight und zugleich den Endpunkt der Ausstellung bildet das Kabinett. Die dort gezeigten Arbeiten aus den Privatarchiven der beiden Fotografen Franz Xaver Lederle und Robert Lebeck vermitteln eine ganz besondere Nähe zur jungen und zur gereiften Romy Schneider. Dazu passt der Nachruf der Schauspielerin Hanna Schygulla nach dem Tod von Romy Schneider: „Es gibt Gesichter, auf denen man lange verweilen kann“. Gesichter, in die man träumend versinkt.“