Camilla: Endlich Herzogin der Herzen

Camilla, die Gattin von Prinz Charles, hat es geschafft. Die einst meist gehasste Frau Englands ist heute eine Säule des Königshauses.

London. Endlich angekommen: Die meist gehasste Frau Großbritanniens kann etwas gelassener werden. Über ein Jahrzehnt lief im Leben von Camilla, Herzogin von Cornwall, nichts optimal. Jetzt, im Herbst ihres Lebens, ist ihr Weg frei. Die Frau, die mit 50 fast das Königshaus zu Fall brachte, zählt mit 65 zu den fleißigsten Persönlichkeiten des Palastes. Am Dienstag feiert sie Geburtstag.

Vor zehn Jahren saß Camilla bei Gartenpartys der Queen nicht neben Charles, sondern in der hinteren Reihe der feinen Gesellschaft. Heute präsentiert der Palast sie stolz auf seinen schönsten Logenplätzen: Als Prinz Philip beim diamantenen Thronjubiläum der Queen erkrankte, nahm Camilla wie selbstverständlich die leere Seite der Königin ein. Das war ein höchst riskanter Coup, doch der Aufschrei, empörte Leitartikel oder fliegende Tomaten blieben aus. Camilla, von Briten verachtet und verhasst, darf sich allmählich an eine Art Waffenstillstand gewöhnen. Endlich.

25 lange Jahre lagen zwischen dem Tag, an dem sie sich beim Polo-Spiel in Charles verliebt hat und dem Tag, an dem sich beide — auf den Trümmern ihrer gescheiterten Ehen — das Ja-Wort gaben. Für ihr Ansehen beim Volk tat die späte Hochzeit 2005 herzlich wenig: Der als „Rottweiler“ beschimpften Camilla fehlt Dianas Anmut; das Seufzen von Charles’ erster, tragischer Ehefrau bleibt unvergessen: „Wir führen eine Ehe zu dritt, und das wird manchmal ein bisschen eng.“

Kein Wunder, dass neun von zehn Briten die herbe Country-Lady nicht im Palast sehen wollten. Kübelweise Häme kippte der Boulevard über Camilla aus, beim Einkaufen lauerten Diana-Fans ihr auf und schmissen mit Brötchen. Das Volk kochte: Charles solle besser abdanken, als diese Frau auf den Thron zu heben, forderten selbst liberale Politiker.

Wenn sie gelitten hat, dann gut versteckt. Klagen hat man sie nie gehört, die billigen, aber konsensfähigen Trost-Rollen bei Hofe ertrug sie jahrelang mit Fassung. Doch abseits vom Rampenlicht hat Camilla ihre Macht ausgeweitet: Kate dient sie als Beraterin; im Palast sieht man sie als „personifizierte Kopfschmerztablette“ gegen Charles’ Launen. Die Ex-Raumausstatterin mit Realschulabschluss steht 51 gemeinnützigen Organisationen vor, erledigt das ohne viel Aufhebens.

So viel Zurückhaltung zahlt sich aus: Der Hass und die Empörung der Öffentlichkeit sind mittlerweile aufgezehrt. Als Camilla im Juni so galant für Prinz Philip einsprang, wirkten die alten Tiraden gegen sie fast albern: Warum sollte man ihr, einer fünffachen Oma, die knapp 230 offizielle Termine pro Jahr absolviert, das Leben weiter so schwer zu machen?

Die Presse behandelt das Paar heute mit Nachsicht: „Ihr Liebesleben ist so interessant wie ein Herbarium getrockneter Blumen“, konstatiert der „Daily Telegraph“ milde enttäuscht. In ihrer Verbindung sehen heute viele nicht mehr eine unmoralische Affäre, sondern eine große Lebensliebe, die alle Hindernisse überwunden hat.