Cheerleading-WM in Berlin
Berlin (dpa) - Sie jubeln, sie springen und wackeln mit Pompons: Cheerleader treten normalerweise am Rande von Sportarten auf, um Publikum und Team anzuheizen.
An diesem Wochenende ist das anders: Dann stehen in Berlin ihre eigenen Leistungen im Mittelpunkt - rund 1000 Sportler aus 23 Nationen messen sich in Berlin zwei Tage lang bei der Cheerleading-WM.
Und dazu gehört mehr als glitzernde Kostüme und gute Laune: „Bei dem Wettkampfsport geht es hauptsächlich um menschliche Pyramiden und Bodenturnelemente“, erklärt ein Sprecher des Veranstalters. Neben akrobatischen Einlagen gebe es aber auch die typischen Sprechchöre.
Mehr als 8000 Zuschauer werden nach Angaben der Organisatoren an den beiden Wettkampftagen in der Berliner Max-Schmeling-Halle erwartet. Es ist die erste Weltmeisterschaft im Cheerleading in der Hauptstadt und die zweite in Deutschland - zuletzt wurde der Wettbewerb hierzulande 2009 in Bremen ausgetragen. Amtierender Weltmeister mit den meisten Siegen in den einzelnen Kategorien ist Japan. Die Darbietungen am Samstag und Sonntag werden von fünf Juroren bewertet.
„Wir bewerten die Ausstrahlung und die Stimmen der Cheerleader. Sind sie laut genug und verständlich? Schreien sie bloß?“, sagt Birgit Noppens, die als Jurorin bei solchen Wettkämpfen im Einsatz ist. „Dann schauen wir uns die Armbewegungen an, die Sprünge, das Bodenturnen, die Tanzeinlagen und die Pyramiden. Am Ende achten wir darauf, wie schwer das Programm war.“
Dass die diesjährige WM in Berlin stattfindet, haben der Weltverband International Federation of Cheerleading und der American Football Verband Deutschland (AFVD) entschieden. Cheerleading ist mit American Football verknüpft: Ende des 19. Jahrhunderts entstand der Sport als professionelles Anfeuern von Athleten an US-Unis. Ziel war es, dem Publikum einzuheizen - Cheerleading bedeutet so viel wie „zum Beifall führen“.
Erfinder waren aber nicht etwa Frauen, sondern Männer. Erst in den 1920er-Jahren durften nach Angaben der International Cheer Union auch weibliche Cheerleader aufs Spielfeld. Die puscheligen Pompons, inzwischen ihr Markenzeichen, wedelten sie aber erst zehn Jahre später. „Reine Männergruppen gibt es bei der WM nicht“, sagt der Sprecher. Allerdings seien gemischte Teams und Paare dabei. „Heben und Werfen von anderen - das machen häufig die Männer.“
Die Vereinigten Staaten und auch asiatische Länder haben der Bundesrepublik etwas voraus: „In den USA und in Japan ist Cheerleading Teil des Schul- und Universitätssports“, sagt er. Teilnehmer aus diesen Nationen betrieben den Sport nicht selten von klein auf. „Ich würde aber nicht sagen, dass es einen kulturellen Nachteil für Deutschland gibt.“ Die Fertigkeiten würden auch beim Bodenturnen vermittelt - oder in der Tanzgruppe beim Karnevalsverein.
Hierzulande gibt es nach Hochrechnungen des AFVD 40 000 bis 50 000 Cheerleader. Der Verband selbst hat 50 000 Mitglieder, darunter sind allerdings auch Football-Spieler. Den Angaben zufolge sind die Tänzerinnen und Tänzer in Deutschland vor allem am Rande von Football-Spielen im Einsatz. Aber auch beim Basketball und beim Fußball seien sie oft zu sehen.
Wer Schmerzen oder schlechte Laune hat, sollte das besser nicht zu deutlich zeigen - schon gar nicht beim Wettkampf. „Das komplette Programm muss so aussehen, als ob es ganz viel Spaß macht. Es muss schwierig sein, aber soll dabei leicht und spielerisch aussehen“, sagt Jurorin Noppens. „Oft zählen die Cheerleader ihre Schritte leise mit oder pusten, weil es so anstrengend ist. Das ist nicht so gut.“
Die Kleidung spielt bei der Bewertung aber im Grunde keine Rolle. „Die Trainer müssen darauf achten, dass die Kostüme geeignet sind. Sie dürfen zum Beispiel nicht bauchfrei sein und die Röcke nicht zu kurz“, erklärt Noppens. „Aber es ist uns egal, ob die Kostüme glitzern oder mit Gold und Silber bestückt sind.“