Christopher Lee: Der Geehrte

Sir Christopher Lee (91) gilt als notorischer Filmbösewicht — auf der Gala Cinema for Peace im Rahmen der Berlinale zeigte er sich von einer ganz anderen, emotionalen Seite. „Viele von Ihnen zögern, sich mit Herz und Kopf zu engagieren“, schalt er das Glamourpublikum und zog den herzzerreißenden Brief eines 17-jährigen Mädchens aus Syrien aus der Tasche.

Sir Christopher Lee spielte in über 250 Filmen mit.

Foto: Jens Kalaene

„Fühlt Ihr nicht unseren Schmerz? Syrien ruft um Hilfe. Könnt Ihr uns nicht hören?“, liest der alte Herr hochaufgerichtet mit fester, mahnender Stimme vor.

Einen Moment ist es an den festlich gedeckten Speisetischen im Konzerthaus am Gendarmenmarkt sehr still, dann erheben sich die Gäste zum Applaus: Lee hat gerade den Ehrenpreis für sein jahrzehntelanges Engagement um Frieden und Kinderrechte bekommen.

Lee, der über seine Mutter Estelle Marie Carandini di Sarzano dem alten gräflichen Adelsgeschlecht Carandini entstammt, war durch seine Rolle als Graf Dracula weltbekannt geworden. Sie versorgte ihn mit weiteren mehr als zweihundertfünfzig Rollen — vom James-Bond-Bösewicht bis zum Star-Wars-Grafen. Privates über sich verrät er nicht gerne. Mit seiner Frau, einem früheren Model, ist er seit 1961 verheiratet. Die beiden haben eine Tochter und leben in London.