City of Freaks: Eine Stadt feiert zehn Jahre „Twilight“

Forks (dpa) - Bis vor zehn Jahren kannte kaum jemand das Städtchen Forks. Gerade einmal gute 3000 Einwohner, die vor allem von der Holzindustrie lebten, sorgten nicht gerade für Weltruhm. Das tat eine junge Frau, die nicht einmal von dort kommt.

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Mit ihren „Twilight“-Büchern („Bis(s) zum Morgengrauen“) und den dazugehörigen Filmen machte Stephenie Meyer die Kleinstadt ganz im Westen der USA weltberühmt. An diesem Wochenende, zum zehnten Jahrestag der Erstveröffentlichung, treffen sich die Fans - und sie kommen sogar aus Südafrika und Neuseeland. „Ich musste nicht darüber nachdenken, ob ich komme. Natürlich!“, sagt Lindy Shields. Die junge Frau ist extra aus Atlanta quer durch die USA geflogen, um dabei zu sein. Wobei eigentlich? „Wir treffen uns, reden über die Bücher, verkleiden uns wie in den Filmen, gucken die Filme, und natürlich wollen wir alle die Orte aus den Büchern sehen“, sagt sie. Und die Aufregung ist ihr anzusehen.

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Es ist eine seltsame Schar, die da an den Einwohnern in ihren Holzfällerhemden und groben Outdoorjacken vorbeizieht. Einige sind ganz in Schwarz gekleidet, andere ganz in Weiß. Einige tragen T-Shirts mit den Helden der Serie, andere haben ihre Haare aufgestylt, als wären sie selbst Statisten aus den Filmen. Fast andächtig gehen sie zu Rathaus und Klinik, zwei Schauplätze der Bücher. Es hat ein bisschen etwas von Wallfahrt. „Am Samstag kommt sie, am Samstag kommt Stephenie“, raunten sich die Fans schon Tage vorher zu.

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„Ich habe die Bücher zwar nicht gelesen, aber die Filme waren großartig“, sagt Aaron John. „Keine Gewalt, kein Blut, keine Morde, einfach eine richtig gute Geschichte.“ Eigentlich stehe er ja gar nicht so auf Romantik. „Aber mit den Vampiren und Werwölfen ist es einfach total spannend.“ John ist extra aus England hergeflogen. Schon zum dritten Mal in vier Jahren. Die Menschen in Forks wissen durchaus, was sie an dem Hype haben. Es gibt praktisch keinen Laden, in dem nicht mindestens ein Plakat des Filmes hängt. Und jeder will kräftig mitverdienen. Im Restaurant gibt es den Twilight-Burger, im Hotel Twilight-Zimmer, und einer verkauft sogar Feuerholz als „Twilight Firewood“. Es sieht eigentlich wie ganz normales Feuerholz aus. „Wir haben jedes Jahr Tausende Menschen, die nur wegen „Twilight“ kommen“, sagt Lissy Andros, Chefin der Handelskammer. „Im Jahre 2005, bevor alles anfing, hatte der Ort etwa 5000 Besucher. Drei Jahre später waren es 72 000.“ Die Karte, die zu den Schauplätzen der Bücher führt, gibt es auch auf Deutsch. Andros weiß, wovon sie redet. „Ich bin selbst wegen der Bücher aus Texas hierhergekommen. Und ich bin dann irgendwie hängengeblieben.“ In ihrer Handelskammer kann man T-Shirts kaufen, auf denen „Thank You, Stephenie“ steht. Wissen die Fans, dass Meyer den Ort nur deshalb ausgesucht hat, weil er der regnerischste und damit dunkelste der USA ist? „Na klar“, sagt Tiffany Kidrowski, die nur eine Autostunde entfernt wohnt. „Ich hab unsere Region immer für etwas verschlafen gehalten. Dabei sind wir richtig cool!“ Ihre Arme sind komplett mit Szenen aus den Büchern tätowiert. Mehr als 1000 Dollar hat es gekostet. „Aber das war es wert“, sagt sie. Und in 20 oder 30 Jahren? Da wird sie die Tätowierung doch immer noch auf dem Arm haben. „Ja natürlich“, sagt sie. „Und ich werde „Twilight“ immer noch lieben!“