Claudia Roth ist so etwas wie das personifizierte Gewissen der Grünen. Steht es schlecht um die Welt, kann niemand so betroffen gucken wie die Parteichefin. Und ihr breites Lachen heißt einfach nur: "Es ist alles gut, ich könnte Euch alle umarmen." Die einen finden so etwas toll, doch auch bei den Grünen sind immer mehr genervt. Und deshalb ist es noch keine abgemachte Sache, was Roth schon mal auf ihre fröhliche Art verkündet hat: Dass sie Parteichefin bleibt, auch wenn ihr Co-Vorsitzender Reinhard Bütikofer wie angekündigt seinen Posten räumt. Rezzo Schlauch hat jedenfalls schon einmal gefordert, auch Roth solle den Weg für Jüngere freimachen. Das wird Roth freiwillig nicht tun. Niemand sollte die Linke unterschätzen. Sie ist bestens in der Partei vernetzt und kennt nahezu jeden Ortsverein. Sie bietet zwar Angriffsflächen, macht es aber ihren Gegnern sehr schwer, sie zu attackieren. Denn sie reagiert sofort emotional, spielt die ganze Palette der persönlichen Betroffenheit. Da wird jede Debatte über ihre Arbeit schnell zum persönlichen Angriff umgedeutet. Deswegen sei die Prognose gewagt: Roth wird Grünen-Chefin bleiben.