Claus Weselsky - Der erste Ost-Chef

Bisher stand der GDL-Vize im Schatten des Lokführer-Chefs Manfred Schell. Seit Mittwoch ist das anders.

ClausWeselsky war bis Mittwoch eigentlich nur der Schatten von Manfred Schell. Wo auch immer der omnipräsente Lokführer-Chef Schell auftrat, war sein Vize nicht fern. Der leicht sächselnde Weselsky steht nun allein im Führerhaus: Mitten im Streik - eher ein Kuriosum in der deutschen Tarifgeschichte - meldete sich jetzt GDL-Chef Manfred Schell ab zur Kur nach Radolfzell am Bodensee. Von dort kann Schell zwar noch einige Regieanweisungen geben, doch führen wird den Streik nun Weselsky. Und leichter dürfte die Auseinandersetzung damit nicht werden. Der 48-jährige Weselsky gilt als Zukunft der Lokführergewerkschaft. In Dresden geboren, steuerte er seit seinem 18. Lebensjahr Elektro- und Diesel-Lokomotiven durch die DDR. Nach der Wende schlossen sich 95 Prozent der DDR-Lokführer der GDL an, womit bis heute die Ostdeutschen die Mehrheit in dieser Gewerkschaft stellen. Nur mit einem eigenen Tarifvertrag dürfte sich Weselsky, wie abgesprochen, 2008 um die Nachfolge von Schell bewerben können. Weselsky wäre dann der erste ostdeutsche Ge-werkschaftschef. Und damit er das tatsächlich wird, dürfte We-selsky keinem Konflikt mit Mehdorn aus dem Wege gehen.