Clowns gegen die Einsamkeit: Lachen ist die beste Medizin
Altenheime engagieren zunehmend Clowns gegen die Einsamkeit.
Konstanz. Der Bodenseekapitän gehört zu seinen Paraderollen. „Seemann, lass das träumen“ oder „Die Fischerin vom Bodensee“ können viele seiner Zuschauer mitsingen. Am liebsten jedoch spielt Dietmar Max Burger den Appenzeller Bub, der dem Rösli einen Heiratsantrag macht und dafür drei Aufgaben erfüllen muss — mit Hilfe des Publikums. Burger ist Clown.
Aber nicht im Zirkus oder Kindergarten, sondern im Altenheim. Ein Beruf mit Zukunft, wie der Konstanzer Clown-Trainer Udo Berenbrinker anlässlich des morgigen Weltlachtags betont: „Die Nachfrage nach Gesundheits-clowns für Kranke und Alte nimmt massiv zu.“
Burger sagt: „Für mich ist Freude eine Medizin. Ich sehe mich als Doktor fürs Gemüt.“ Bei seinen Besuchen als Clown Massimo spüre er eine berührende Wandlung. „Die betagten Menschen blühen auf, strahlen. Die Sehnsucht nach emotionaler Gemütspflege wird gestillt.“ Burger hat Medizin studiert und als Arzt praktiziert. Nach einer Ausbildung zum Gesundheitsclown arbeitet der 40-Jährige seit etwa sechs Jahren als sogenannter Gericlown — ein Wortspiel mit Geriatrie, also Altersmedizin.
Im Gegensatz zum Kinderclown ist Burger bei seinen Auftritten respektvoll gekleidet und nur dezent geschminkt. Daneben sei es besonders wichtig, freudvolle Erinnerungen zu wecken. „Ich wähle Lieder, die Leute von früher kennen, und lasse sie erzählen, wie das war damals, etwa beim Heiratsantrag.“
Seine Ausbildung absolvierte Burger an der Clown-Akademie Tamala in Konstanz, die seit 1999 einen Studiengang zum Gesundheitsclown anbietet. „Die Nachfrage nach Gesundheitsclowns nimmt im Moment so massiv zu, dass ich gar nicht so viele ausbilden kann, wie der Markt gerade braucht“, sagt der pädagogische Leiter Udo Berenbrinker.
Vor allem wissenschaftliche Erkenntnisse, nach denen Lachen und Humor den Heilungsprozess fördern, macht Berenbrinker für die große Nachfrage verantwortlich. Daneben spielen auch der demografische Wandel und der Mangel an Pflegepersonal eine Rolle.
„Es gibt Studien, wonach der Einsatz von Antidepressiva in Altersheimen mit Hilfe von Gesundheitsclowns fast auf Null gesunken ist.“ Pflegeheime würden von Patienten und Angehörigen bereits daran gemessen, ob sie professionelle Spaßmacher einsetzten. „Wo die Clowns über Jahre wiederkommen, verändert sich die Atmosphäre im Haus.“