Auftakt zum Jubiläumsjahr: Skat-Spiel wird 200 Jahre alt
Altenburg (dpa) - Vor 200 Jahren kombinierten Altenburger Bürger mehrere Kartenspiele - die Geburtsstunde des Skat. Bis heute spielen Millionen Deutsche dieses Spiel. Der Auftakt zum Skatjahr findet am Sonntag (5.
Mai) statt. Dann wird das Blatt zum Festjahr gemischt.
Das Skatspiel wird 200 Jahre alt und hat längst den Weg ins Internet gefunden. Skatrunden in Kneipe oder Verein werden dennoch bleiben, meint der Präsident des Deutschen Skatverbandes, Peter Tripmaker. „Vielleicht findet so der ein oder andere sogar zum Skat und spielt es dann auch offline“, sagte Tripmaker. Allerdings hat es der Verband - wie viele andere Vereine auch - heutzutage schwer, Jugendliche für das Skatspiel zu gewinnen.
Das Skatspiel wird in diesem Jahr 200 Jahre alt. Wie zeitgemäß ist es im 21. Jahrhundert noch?
Tripmaker: „Wir haben in Deutschland 15 bis 20 Millionen Menschen, die dem Skatspiel nachgehen. Organisiert sind etwa 30 000, davon 24 000 in unserem Verband. Die Konkurrenz an Freizeitangeboten ist groß. Aber alle, die bei uns Skat spielen, sind mit Leidenschaft dabei. Es gibt ja nicht viel zu gewinnen - wir spielen um die Ehre.“
Früher gab es oft Jugendliche, die in der Schule die Pause für eine Runde Skat nutzten. Das ist heute selten - da wird lieber auf dem Handy herumgespielt.
Tripmaker: „Auch ich habe das Skatspiel mit acht Jahren auf dem Schulhof gelernt. Meine Mitspieler wollten mich dann immer verhauen, weil ich noch nicht wusste, wie man richtig reizt: Ich hatte einfach die Augen zusammengezählt, die ich auf der Hand hatte. Vom Deutschen Skatverband haben wir die Initiative ergriffen, um die Jugendlichen in den Schulen wieder stärker anzusprechen. Es gibt Schul-AGs, in denen Schüler Skat lernen. Ich denke, dass wir bundesweit fast 1500 Schüler in solchen AGs haben.“
Und die bleiben dann auch dabei? Vereine jeglicher Couleur klagen ja immer wieder über Nachwuchsmangel.
Tripmaker: „Unter diesem Problem leiden alle Vereine, selbst der Deutsche Fußball-Bund. Von unten kommt oft zu wenig nach, so dass die Mitgliederzahlen sinken. Die Erfahrung, die wir heute haben, ist: Die Jugendlichen lernen Skat und gehen zu Meisterschaften, entwickeln dann aber auch andere Interessen, die für sie wichtiger werden wie Fußball, Freundin oder Ausbildung. Aber 30 bis 40 Prozent von ihnen kommen wieder zurück, um dem Hobby Skat zu frönen, wenn sie im Beruf angekommen sind und eine Familie gegründet haben. Deshalb ist Jugendarbeit so wichtig.“
Und der Volksmund weiß: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Oder kann man auch mit 40 oder 50 Jahren noch ein erfolgreicher Skatspieler werden?
Tripmaker: „Es gibt viele Spätberufene, die eine Zeit lang mitspielen und dann immer besser werden. Es ist nie zu spät, die Karten in die Hand zu nehmen. Wir haben neulich erst unserem ältesten Mitglied zum 100. Geburtstag gratuliert. Sie spielt nach wie vor Skat. Sie sagt, das Skatspiel habe sie bis ins hohe Alter geistig fit gehalten. Denn beim Skat werden viele Fähigkeiten vermittelt. Junge Skatspieler sind oft ihrer Altersgruppe im Rechnen und der geistigen Beweglichkeit überlegen. Und ich bin sehr stolz darauf, dass wir in unserem Verband die ganze Gesellschaft widerspiegeln vom Hartz-IV-Empfänger bis zum Hochschulprofessor. Am Tisch sind wir alle gleich: Da heißt es dann nicht mehr "Herr Professor" oder "Herr Meier", sondern man ist der Karl oder der Jürgen.“
Wer will, kann heute zu jeder Tageszeit im Internet Skat spielen. Nimmt das der klassischen Runde in Verein oder Kneipe die Leute weg?
Tripmaker: „Nein, das sehe ich nicht. Vielleicht findet so der ein oder andere sogar zum Skat und spielt es dann auch offline. Es gibt viele Menschen, die nicht Skat spielen würden, gäbe es kein Internet - weil sie Berufe haben, bei denen sie erst abends um neun oder zehn nach Hause kommen und zur Entspannung eine Serie Skat spielen wollen. Dann kriegen sie aber niemanden mehr zusammen. Dann geht er eben ins Internet und spielt eine Serie.“
Doch im Internet fehlt der direkte Kontakt zu seinen Mitspielern, der ja das Spiel auch ausmacht.
Tripmaker: „Ich würde immer eine Runde Auge in Auge mit Menschen am Tisch einer Runde am Computer vorziehen. Es ist mir wichtig, meine Mitspieler zu beobachten. Ein guter Skatspieler kann viel aus der Mimik seiner Mitspieler lesen. Sie sehen dann manchmal, ob es jemandem wehtut, was er gerade abgeben musste. Ein guter Skatspieler wird nach drei Päckchen - das sind dreimal vier Spiele - seine Leute einschätzen können. Das können Sie am Computer überhaupt nicht, weil Sie gar nicht sehen, wie die anderen reagieren. Ich spiele ab und zu aber auch am Computer.“
Das Skatspiel hat sich in 200 Jahren zu einem Kulturgut entwickelt. Angesichts anderer Interessen vieler Jugendlicher heutzutage: Ist Ihnen bange um die Zukunft dieses Kartenspiels?
Tripmaker: „Für die nächsten Jahrzehnte mache ich mir keine Sorgen um den Skat. Selbst wenn sich unser Verband bei 22 000 bis 23 000 Mitgliedern einpendeln sollte, ist das eine ganze Masse an Leuten, die begeistert dabei sind.“