James Last (84): "Touren ist nicht anstrengend"
Die WZ sprach mit dem legendären Musiker über sein aktuelles Programm, die Musikindustrie und den Wandel bei seinen Fans.
Köln. Kaum ein Musiker und Bandleader ist so lange und erfolgreich im Geschäft wie James Last. Erst kürzlich machte der 84-Jährige mit seinem Orchester Station im Krefelder König-Palast. Der nächste Auftritt in der Region wird am 12. Mai in der Dortmunder Westfalenhalle sein. Karten sind noch verfügbar. Die WZ traf den legendären Künstler in Köln zum Interview.
Ihre aktuelle Tournee heißt "The Last Tour". Bezieht sich das auf Ihren Namen oder tatsächlich auf die Tour?
James Last: Vielleicht beides. Die Veranstalter haben sich bestimmt schon was dabei gedacht. Aber ich kann nicht sagen, dass das jetzt die letzte Tour ist. Das kann der liebe Gott sagen. Oder die Zuschauer, wenn die nicht mehr kommen.
Sind Sie inzwischen in einem Alter, in dem Sie selbst keine Lust mehr haben?
Last: Nee, das ist ja Quatsch. Ich habe gerade 'ne neue Hüfte bekommen und geh schon wieder auf die Bühne. So lange ich lebe, mach ich Musik. Wie, das kann ich nicht sagen, da gehört ein Veranstalter dazu, gute Häuser, wie in Krefeld vielleicht, gute Presse, das gehört alles zusammen.
Sie haben ja bereits mit vielen Stars gespielt. Wie hat sich die Qualität Ihrer Musik nach eigenem Empfinden in den Jahren verändert?
Last: Die Qualität hat zugenommen, hoffe ich. Es gibt ja einen Unterschied, ob ich deutscher Sänger bin oder ein internationaler Instrumentalmusiker. Wir sind ja auf der ganzen Welt unterwegs. Und wir spielen das Programm in China genauso wie in Krefeld.
So eine Tour ist doch sicher sehr anstrengend, wie halten Sie sich fit dafür?
Last: Die Tour ist nicht anstrengend. Nur wenn man keinen Spaß hat, dann kann sie es sein.
Gibt es einen Unterschied zu früher und heute, was das Publikum angeht?
Last: Das Publikum ist angenehmer geworden. Es hat mehr Verständnis dafür, wenn man etwas Neues macht. Ich bekommen auch noch immer viele nette Briefe von den Fans. Einer hat geschrieben: Schön, dass Hansi wieder kommt im Jahr 2013, wir freuen uns schon auf das Jahr 2015. Das ist toll.
Wüssten Sie denn etwas mit Ihrer Zeit anzufangen, wenn das alles nicht mehr so wäre?
Last: Ja, dann würde ich so den ganzen Tag Musik schreiben. Am Computer.
Sie sind in Florida und Hamburg zu Hause. Wo fühlen Sie sich wohler?
Last: Wenn wir hier sind, wollen wir in Florida sein, sind wir in Florida, sagt meine Frau schon: Ich will wieder Schnee sehen.
Freuen Sie sich auf die Tour?
Last: Ja, ich freue mich sehr, denn ich mach ja alles noch selbst. Ich schreib alles selbst, jedes Spiel auf der Bühne. Die Musiker bekommen alle acht Wochen vorher das ganze Programm zugeschickt, das nehme ich zu Hause auf. Dann können die wiederum zu Hause sitzen, lassen das Playback da laufen und können mitspielen.
Sie spielen im Rahmen der Tour ja auch wieder in der Royal Albert Hall. Es hat noch niemand so oft dort gespielt wie Sie. Was bedeutet Ihnen das?
Last: Das vor allem ein großer Treffpunkt für die Fans. Die kommen von überall her. Aus Australien, Neuseeland, Mexiko, Skandinavien. Es kommen alle und halten ihre Fahnen hoch, weil die mal gesehen haben, dass man das so macht. Da kommt die ganze Welt zusammen. Ich habe ja in Wien Geburtstag und es gibt jetzt schon wieder so viele Fans aus London, die Karten in Wien gekauft haben. Und dann übernachten die auch beieinander.
Sie sind auch schon 50 Jahre bei Polydor, das ist für heutige Verhältnisse sehr ungewöhnlich, denn die Musikindustrie hat sich sehr verändert, oder?
Last: Ja, das stimmt. Ich glaube aber, die Musikindustrie hat selbst Schuld. Früher haben die Musiker zwölf Titel gemacht, und wenn die Leute nur zwei Titel hören wollten, haben sie trotzdem die ganze Platte gekauft. Heute gibt’s Internet und da können die Leute sagen: Oh, das Lied hätte ich gerne und holen sich eben nur das.
Sind in nächster Zeit bei Ihnen weitere Kooperationen mit anderen Künstlern geplant?
Last: Jetzt habe ich erstmal die Tour im Kopf. Vielleicht aber mal mit The Boss Hoss. Die wollten da gern etwas machen. Aber da muss man dann erst mal die richtige Idee zu haben.
Das ist ja bei Ihnen so ein Phänomen, dass Sie mit Ihrer Musik Jung und Alt begeistern.
Last: Ja, Musik ist Musik. Ich kann Musik von da bis da machen. (streckt die Arme aus) Und in unserem Programm haben wir Titel von Adele, aber auch Mozart oder Bach.
Sie machen auch Filmmusik. Bei "Kill Bill" waren Sie unter anderem beteiligt. War Ihnen das nicht zu viel Blut und Gewalt?
Last: Nein, das ist mir eine Ehre, wenn solche Leute wie Quentin Tarantino eine Anfrage bei mir machen. Das sind Leute von Welt. Da kann man doch richtig aufrecht gehen.
Wenn Sie keine Musik gemacht hätten, was wären Sie geworden?
Last: Vielleicht hätte ich damals so etwas wie Feinmechaniker gemacht - oder heutzutage etwas mit Computern. Das wär auch etwas für mich. Ich schreib ja schon seit 25 Jahren alles am PC.