„Concordia“: Fünftes deutsches Todesopfer
Giglio/Rom/Berlin (dpa) - Mehr als zwei Wochen nach dem Schiffsunglück in Italien haben die Helfer ein weiteres Todesopfer aus Deutschland identifiziert. Damit stieg die Zahl der getöteten Deutschen auf fünf.
Es handelt sich um eine Frau aus Baden-Württemberg, wie das Landeskriminalamt bestätigte.
16 Menschen, darunter sieben Deutsche, werden nun noch vermisst. Die Suche wurde am Sonntag jedoch unterbrochen, weil sich das Kreuzfahrtschiff nachts bewegt hatte. Wegen des schlechten Wetters verzögert sich auch das Abpumpen des schädlichen Treibstoffs aus dem Wrack der „Costa Concordia“.
Neben der Frau aus Baden-Württemberg sind bislang deutsche Opfer aus Bayern, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Hessen identifiziert. Am Samstag bargen Taucher aus dem Wrack der „Costa Concordia“ als 17. Opfer die Leiche einer Frau. Es handle sich um ein peruanisches Crewmitglied, teilten die Behörden mit. Sie trug die Borduniform, jedoch keine Schwimmweste.
Schlechtes Wetter und raue See machten dem Ölbergungskommando an dem havarierten Schiff einen Strich durch die Rechnung: Das Abpumpen, das eigentlich für Samstag vorgesehen war, musste verschoben werden. Die niederländische Firma Smit stellte die letzten Vorbereitungen auf das Abpumpen von 2300 Tonnen Treibstoff aus dem Kreuzfahrtschiff aus Sicherheitsgründen ein. Voraussichtlich bis Mittwoch werde man warten müssen, bevor das Abpumpen des gefährlichen Schweröls beginnen könne.
Kontrollinstrumente hätten gezeigt, dass sich die „Costa Concordia“ innerhalb von sechs Stunden um vier Zentimeter bewegt habe, teilte der Krisenstab auf der Insel Giglio mit. Er hatte mehrfach betont, dass sich das 290 Meter lange Schiff zwar leicht bewege, es jedoch stabil auf einem Felsen liege. Auch die jüngste Bewegung sei nicht außergewöhnlich, das Schiff werde weiter ständig kontrolliert, berichtete der Stab um Leiter Franco Gabrielli.
Für ihn ist nun der Schutz der Umwelt vor einer Ölpest das vorrangige Ziel, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Das 290 Meter lange Kreuzfahrtschiff später abzutransportieren werde sieben bis zehn Monate dauern, erklärte Gabrielli zudem. Mit der Zeit für die Sicherung des Schiffes und für die Vorbereitungen für einen Abtransport könnte die havarierte „Costa Concordia“ somit noch bis zu einem Jahr vor der Insel Giglio liegen.
Gabrielli machte einen klaren Unterschied zwischen der Suche nach Lebenden oder nach Toten. Wenn er hinter einer verschlossenen Tür einen lebenden Menschen vermute, treibe er zu einem Vorgehen bis an die Grenzen an. Es gehe aber auch darum, an das Leben der Bergungskräfte zu denken. Vermute er hinter der Tür einen Toten, schütze er im Zweifelsfall den Helfer.
Gut zwei Wochen nach der Havarie kommen auch die juristischen Aktivitäten wegen einer Entschädigung der Passagiere voran. Die große italienische Verbraucherorganisation Codacons teilte am Samstag mit, in Miami gemeinsam mit zwei US-Kanzleien eine Sammelklage eingereicht zu haben. Für die ersten sechs dort vertretenen Passagiere gehe es um Entschädigungsforderungen von insgesamt 460 Millionen US-Dollar.
Auch ausländische Passagiere der „Costa Concordia“ könnten sich der Sammelklage anschließen. Codacons hatte die von der Reederei Costa Crociere angebotene Basisentschädigung von 11 000 Euro als „Almosen“ abgetan. Ein Komitee geschädigter sizilianischer „Concordia“-Passagiere nannte die angebotene Summe „lächerlich“.