Cooler Amerikaner - Marc Jacobs verlässt wohl Vuitton
Paris (dpa) - Er sage nie „Auf Wiedersehen“, soll Marc Jacobs am Mittwoch nach seiner letzten Pret-à-Porter-Schau für Louis Vuitton erklärt haben.
Ein so cooler wie geschickter Kommentar, denn noch immer gibt es keine offizielle Mitteilung des französischen Luxusmodehauses Vuitton über eine Beendigung der Zusammenarbeit mit dem New Yorker Designer. Doch wiegt die Bestätigung von Jacobs' Abschied durch LVMH-Chef Bernard Arnault im Branchenblatt „WWD“ ähnlich schwer wie eine Presseerklärung.
Die 16 Jahre, in denen Marc Jacobs die kreative Leitung bei Vuitton innehatte, können in der kurzlebigen Modebranche als Rekordzeit gelten. Die mächtige Vogue-Chefin Anna Wintour zählte Jacobs schon 2005 zu den sieben wichtigsten Designern der Welt. Danach ist seine Bedeutung für die Modeszene eher noch gestiegen.
Mit immer wieder neuen Ideen hat der 50-Jährige das Image des Luxushauses Louis Vuitton radikal modernisiert. Mal schickte er die Models als feine Pariser Damen über den Laufsteg, mal als Ladys im Lederlook, mal als Großstadtnomaden und in der vergangenen Saison als verführerische Salon-Schlangen im Morgenmantel. Bei den Accessoires arbeitete er wiederholt mit zeitgenössischen Künstlern wie Richard Prince oder Takashi Murakami zusammen und machte aus Logo-Handtaschen Kultobjekte.
Als Jacobs 1997 bei Vuitton anfing, war die steile Karriere nicht abzusehen. Der 1963 in New York geborene und nach dem Tod seines Vaters von seiner modebewussten Großmutter erzogene Designer hatte zwar schon mit gewagten Kollektionen in New York Furore gemacht, doch auf internationaler Ebene galt er eher als Geheimtipp.
Nach dem Studium an der renommierten Parsons School lancierte Jacobs 1986 zusammen mit dem Investor Robert Duffy die erste Kollektion unter seinem eigenen Namen. Zudem arbeitete er ab 1988 für einige Jahre als Chefdesigner der Damenmode für das Label Perry Ellis. Noch heute agiert Duffy als Jacobs' Geschäftspartner und enger Vertrauter.
Marc Jacobs' eigene Marke ist inzwischen zu einem kleinen Imperium herangewachsen. Neben dem Hauptlabel Marc Jacobs gibt es die günstigere Nebenlinie Marc by Marc Jacobs. Accessoires, Parfum, Kosmetik sowie eine Kinderkollektion. LVMH ist finanziell an Marc Jacobs beteiligt. Zur Zeit bereitet der US-Amerikaner „WWD“ zufolge den Börsengang des Unternehmens vor.
In seiner letzten Schau für Vuitton hat Jacobs alles gegeben. Die Kulisse - eine Parklandschaft im Dunkeln - war fast noch eindrucksvoller als sonst. Die Entwürfe vereinten Jeanswear vom Feinsten mit hocheleganten, üppig mit Steinen und Kristallen bestickten Kleidern und Kostümen in Nachtblau und Schwarz.
Schwarz gefärbt waren auch einige Elemente, die man aus anderen Vuitton-Schauen kannte: ein Karussell, zwei große antike Aufzüge und oberhalb von diesen ein nachgebildeter Hotelflur. Die Dämmerstimmung, die über dem Ganzen lag, kann dann doch als eine Art von Adieu-Sagen gewertet werden.