Cornelia Millack: Designermode aus dem Baukasten
Ein paar Zentimeter Stoff mehr über den Problemzonen gefällig? Ein Schalkragen statt des Revers? Kaschmir statt Baumwolle? Kein Problem für die Designerin.
Düsseldorf. Die grau-weiß karierte Jacke sitzt eigentlich gut, aber mit ein paar Zentimetern mehr über der Problemzone wäre sie perfekt. Womöglich sähe das frühlingshafte Modell mit dem rostroten Streifen aber noch schöner aus, wenn es statt des Revers einen schmeichelnden Schalkragen hätte? Und wie anders würde die Jacke wirken, wenn sie nicht in Baumwolle, sondern in kuscheligem Kaschmir oder festlich-schwarzem Brokat daherkäme!
Als Designerin ist die Düsseldorferin Cornelia Millack versiert im modischen Spiel mit vielen Varianten. Nun hat sie auch für ihre Kundinnen ein kreatives Baukastensystem entwickelt: "Als Fachfrau liefere ich die Vision, die ich schön finde. Ich bin aber nicht so arrogant zu sagen: Daneben gibt es nichts anderes. Die Kundin, die ihr Geld bei mir lässt, soll genau das bekommen, was ihr gefällt." Bisher betreibt sie einen eigenen Laden in Düsseldorf, denkt aber über eine bundesweite Expansion nach.
Die 48-Jährige stellt ihr Angebot auf drei Säulen. Zwischen der Mitnahmemode - Jeans, T-Shirts sowie schlichte Strickpullis - und der Maßkonfektion aus dem Atelier hat sie (auch preislich) ihre Konzept-Kollektion angesiedelt. Das sind Jacken, Hosen und Röcke, bei denen Kundinnen die Taschen und die Kragen, die Ärmel und die Gesamtlänge, die Farbe und den Stoff verändern lassen können.
Für jede Maßnahme berechnet Cornelia Millack fünf Prozent des Verkaufspreises. Der liegt bei Hosen und Röcken zwischen 150 und 350 Euro, bei Jacken zwischen 198 und 449 Euro - "das müssen Sie auch in den Exklusiv-Abteilungen der Kaufhäuser zahlen", sagt die Designerin.
Viele seien zwar gewohnt, sich Küchen oder Sofa-Garnituren selbst zusammenzustellen, "dass sie auch bei ihrer Kleidung selbst kreativ werden, ist ihnen aber neu". Doch die Vielfalt kommt an. Eine Kundin habe neulich gesagt: "Ich kann alle meine Freundinnen zu Ihnen schicken, und trotzdem sieht hinterher jede anders aus."
Das gilt für jede Kleidergröße. Schließlich haben "50 Prozent der Frauen in Deutschland Größe 44 und mehr", sagt Millack. Und schon bekommen diese Frauen ein Problem, nämlich mit der Passform. "Dem werden die großen Kaufhäuser einfach nicht gerecht. Sie gehen über den geringsten Aufwand in Produktion und Abwicklung: In den kleinen Größen braucht man keine tolle Passform. Da gibt es die wenigsten Probleme, da gibt es die wenigsten Retouren, das macht am wenigsten Arbeit."
Die Designerin hört immer wieder vom Ärger ihrer Kundinnen aus ganz Deutschland über die schlechte Passform. Deshalb hat sie immer besonderen Wert auf ihre Schnitte gelegt, hat auch mit weltweiter Resonanz Designer-Schnitte zum Nachnähen für Burda-Hefte entwickelt. Ihre Modelle bietet sie heute in zwei Varianten an: Die Designlinie reicht von Größe 36 bis 44, die Venus-Kollektion von 44 bis 48, "grundsätzlich sind aber fast alle Größen bestellbar".
Cornelia Millack gönnt sich manchmal gewisse Extravaganzen bei den Modellen ("gerade habe ich ein Brautkleid mit 40 Metern Tüll und 15 Metern Wildseide entworfen"), bezeichnet ihren Stil aber generell als "modern classic". Und es sind nicht mehr wie früher die Frauen ab 45, die zu Blazer und klassischer Hose greifen.
Die haben es nach Millacks Erfahrung heute lieber ganz modisch, während ihre 20-jährigen Töchter gerne Klassiker überstreifen. "Es gibt aber immer Trends, die laufen auf jedem Po. In diesem Winter kam man einfach nicht um Jeans herum, die in die Stiefel gesteckt werden."