„Coronaferien“ Vorerst keine flächendeckende Schließung von Schulen
Berlin · In der Corona-Krise ändert sich täglich die Lage. Vorerst bleibt es aber dabei: Es gibt noch keine flächendeckenden Schulschließungen, wie in anderen Ländern. Das könnte aber in wenigen Tagen schon anders aussehen.
Eine deutschlandweite Schließung von Schulen wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus ist weiterhin nicht geplant. Nach einem Treffen der Ministerpräsidenten der Bundesländer am Donnerstag in Berlin verwies Bayerns Ministerpräsident Markus Söder auf die Zuständigkeit der Bundesländer: „Wir wollen eine gute Koordinierung der Länder erreichen, mit dem Bund. (...) Dabei bleibt aber natürlich den Ländern vorbehalten, ihre Entscheidungen auf Grund ihrer Situation zu treffen“, sagte er. So sei die Situation in Südbayern eine ganz andere als in Bremen. Für den Freistaat schloss Söder generelle Schulschließungen nicht aus.
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sprach sich zum jetzigen Zeitpunkt gegen eine flächendeckende Schließung von Schulen aus: „Es ist nicht einfach die Frage: Wir machen alles dicht und dann ist das Problem gelöst“, sagte sie. Man versuche, einen Normalbetrieb so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Karliczek verwies wie zuvor schon Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) darauf, dass Eltern auch Betreuung für ihre Kinder bräuchten. Viele arbeiteten in der Pflege, bei der Feuerwehr oder im Gesundheitssystem. Jede Entscheidung habe viele Folgen.
Vom Deutschen Lehrerverband (DL) hieß es am Donnerstag, man sei bei der Frage weiterhin mehrheitlich der Auffassung, der Expertise des Gesundheitsministeriums und des Robert Koch-Instituts zu folgen. Bisher gebe es von dort keine Empfehlung für generelle Schulschließungen, sagte DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger. Er rief aber alle Schulen dazu auf, sich auf mögliche Schulschließungen vorzubereiten. Sie sollten ausloten, wie Schüler weiter mit Unterrichtsmaterialien versorgt werden könnten.
In Deutschland gibt es laut Statistischem Bundesamt - einschließlich Berufsschulen - rund 43 000 Schulen mit 11 Millionen Schülern und 820 000 Lehrern. Für die Schulen sind die Bundesländer selbst zuständig. Entsprechend wurde und wird bislang je nach Lage von den Behörden in den Ländern entschieden, ob eine Bildungseinrichtung geschlossen wird oder nicht.
In anderen europäischen Ländern können solche Entscheidungen zentral getroffen werden. Italien, Österreich, Polen, Griechenland, Tschechien, Dänemark und die Ukraine haben entweder landesweite Schulschließungen geplant oder bereits alle Schulen geschlossen.
In Deutschland kündigte Halle in Sachsen-Anhalt am Donnerstag als erste deutsche Großstadt an, an alle Kindertagesstätten und Schulen vorerst zu schließen. Gelten soll das von diesem Freitag an bis zum 27. März. Man habe aktuell sieben Infektionsfälle in der Stadt, sagte Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos). „Da die Ermittlung der Kontaktwege nicht mehr sicher und vollumfänglich gewährleistet werden kann, sieht der Stab folgende Maßnahmen im Rahmen der Gefahrenabwehr auf Grundlage des Infektionsschutzgesetzes für verhältnismäßig an.“
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht im Zusammenhang mit dem neuen Coronavirus inzwischen von einer Pandemie. Das Virus habe sich inzwischen in 115 Länder ausgebreitet und zu fast 4300 Todesfällen geführt. In vielen Ländern reagierten die jeweiligen Regierungen mittlerweile mit teilweise drastischen Maßnahmen. In Italien müssen nun auch Restaurants und fast alle Geschäfte vorübergehend dicht machen. Die USA verhängten einen Einreise-Stopp für alle Reisenden aus Europa.