Coronakrise Streaming-Tipps gegen Langeweile daheim

Düsseldorf · Es wird eng zu Hause: In der Corona-Krise brauchen wir Geduld, Kreativität – und gute Unterhaltung. Wir sagen Ihnen, was sich lohnt. Und Sie: streamen.

Eine Szene der Bestseller-Verfilmung „Unterleuten – Das zerrissene Dorf“ vom ZDF. Die Serie ist in der Mediathek des Senders abrufbar.

Foto: dpa/Stefan Erhard

Ob Quarantäne oder sinnvoller Rückzug ins Private: Wir alle sind in diesen Tagen gefordert, uns auf uns selbst zu besinnen, Abstand zu halten, daheim zu bleiben. Dass das nicht immer leicht ist, wissen wir. Aber es gibt ja Abwechslung: Filme, Serien, Bücher, Podcasts – und noch viel mehr. Unsere Redakteure wollen Ihnen in den kommenden Tagen in loser Reihenfolge einige Tipps geben, was sich lohnen könnte. Heute fangen wir an zu streamen: Serien, Dokumentarisches, kleine Perlen. Lesen Sie selbst.

This is us

Wer sich gerade auf den engsten Kreis zurückzieht und dabei Corona getrieben die Kraft der Familie wiederentdeckt, wird beim Streaming-Anbieter „Amazon Prime“ (kostet 69 Euro jährlich) mit der amerikanischen Serie „This is us“ moralisch unterstützt. Ein echtes (bisweilen auch typisch amerikanisches) Rührstück, das durch die Konflikte von fünf Generationen einer Familie geht, den Pearsons: Eltern, Zwillinge und Adoptivkind. Von der Gegenwart strahlen Vergangenheit und Zukunft in Versatzstücken aus. Wer hat sich warum wie entwickelt? Und welche Motive überleben jede Generation? Dank des hervorragenden Drehbuchs mit starken Dialogen ist der vorhandene Kitschfaktor sehenswert veredelt. „This is us“ gibt es bislang in drei Staffeln, die vierte dürfte dann 2021 freigegeben werden. kup

Bojack Horseman

Der Rahmen der Zeichentrickserie „Bojack Horseman“ ist skurril: Bojack ist ein alternder Hollywood-Schauspieler, der in den 90er Jahren mit einer TV-Sitcom berühmt wurde, in der Gegenwart aber unter fehlender öffentlicher Anerkennung und Drogenproblem leidet. Er selbst ist ein Pferd, das in einem fiktiven Los Angeles lebt, dessen Bewohner Menschen oder Tiere mit menschlichen Eigenschaften sind. Die sechs Staffeln umfassende Netflix-Serie setzt sich mit Ironie, Zynismus und Humor mit der US-Gesellschaft und den Mechanismen Hollywoods auseinander – und ist zudem vollgepackt mit Popkultur-Referenzen. Zum Erfolg der Serie haben auch die Schauspieler Will Arnett („Arrested Debelopment“) und Aaron Paul („Breaking Bad“) beigetragen, die Bojack und seinem planlosen Freund Todd die Stimme geliehen haben. jaw

Arctic Circle

Das Coronavirus beherrscht unseren Alltag. Filme und Videospiele haben den Blick auf Epidemieszenarien bislang geprägt – und verzerrt. Jetzt hat uns die Realität eingeholt. Der Zehnteiler „Arctic Circle – der unsichtbare Tod“ ist dennoch sehenswert. Das ZDF zeigte die hochkarätige Serie mit deutscher Schauspieler-Beteiligung bereits Anfang Februar. Die Folgen sind aber noch bis zum 14. April in der Mediathek abrufbar.

Worum geht’s? In Lapland entdeckt die Polizistin Nina eine tote Prostituierte. Was zuerst wie ein gewöhnlicher Krimi daherkommt, nimmt eine deutlich unheimlichere Wendung, als sich herausstellt, dass die Frau durch ein tödliches Virus umgekommen ist. Um den Fall aufzuklären, kommt ihr der deutsche Virologe Thomas Lorenz (Maximiliam Brückner) zu Hilfe. Bei ihrer Arbeit stellt sich heraus, dass es sich um das bereits bekannte Jemen-Virus handelt, das in dem arabischen Land ganze Dörfer ausgelöscht hat. E.S.

Zukunft ohne Menschen

Die 20-teilige Dokumentation „Zukunft ohne Menschen“ aus den Jahren 2008 bis 2010 zeigt, wie sich die Erde verändern würde, wenn die Menschheit von heute auf morgen nicht mehr vorhanden wäre. Von den ersten Tagen danach bis zu Jahren nach der Menschheit werden präzise Szenarien entworfen, wie sich die Tier- und Pflanzenwelt erholen und entfalten würde, während die kulturellen und technischen Errungenschaften der Menschen zerfallen würden. Die Dokumentation bedient keine Angst vor dem Ende der Menschheit und keine Lust an der Apokalypse. Sie zeigt nur, wie eine Welt nach uns aussähe. Um das Szenario nicht nur als Fiktion erscheinen zu lassen, wird die Katastrophe von Tschernobyl 1986 als Vergleich genutzt. Einzelne Teile sind auf youtube verfügbar. Zudem gibt’s die Dokumentation abopflichtig auf dem Sender history.de. FK

Unterleuten

Es müssen nicht immer amerikanische Endlosserien sein. In der ZDF Mediathek findet sich noch bis September ein kürzlich ausgestrahltes Dreierpack von je rund 90 Minuten, das es auch in sich hat.

Menschen, die den Bestseller „Unterleuten“ von Juli Zeh gelesen habe, sagen natürlich naserümpfend, dieses sei doch viel besser als die Verfilmung dieses Romans, der in dem fiktiven brandenburgischen Dorf „Unterleuten“ spielt. Mag ja sein, aber das ist ja meistens so.

In Unterleuten prallen die Interessen der Bewohner aufeinander: Der geplante Bau eines Windparks lässt Gegner und Befürworter aufeinander losgehen. Uralt-Feindschaften kochen hoch. Die Menschen zeigen sich vor allem von ihrer schlechten Seite. Das wird sehr eindringlich und vor allem schön langsam gezeigt. Genial übrigens wie immer: Charly Hübner. Zu finden in der ZDF-Mediathek. Kostenfrei beziehungsweise mit den Rundfunkgebühren abgegolten. PK